N'Djaména – immer der Nase nach

Im Folgenden werden wir beschreiben, wo man hinkommt, wenn man hier in der Stadt der Nase nach geht.

Da wir (noch?) kein Fahrzeug besitzen, hatten wir schon mehrere Male die Gelegenheit auf N’Djaménas Strassen zu gehen. Wir orientieren uns dabei hauptsächlich an den geteerten Strassen (die übrigens jeden Morgen mit dem Besen vom Sand befreit werden). Neben uns Fussgängern gibt es Autos, Mofas, Fahrräder, Pferdefuhrwerke und Handwagen, alles neben- beziehungsweise durcheinander. Einem sehr verbreiteten Duft folgend, wird man auf ungeteerte Nebenstrassen geführt. Der sandige Boden kann den in der ausklingenden Regenzeit fallenden Regen nur sehr langsam aufnehmen. Dadurch bilden sich anseenliche „Günten“ und andere Lachen. Dies führt in Kombination mit Abfall und beträchtlicher Hitze zu einem „Open-Air“-ähnlichen Geruch. Das gleiche geologische Phänomen lässt sogar nüchterne Europäer im Auto tanzen, verursacht also nicht Kopf-, sondern Ganzkörperschütteln.

Folgt die Nase dem Geruch der Abgase, führt sie einen unweigerlich in einen Auspuff hinein. Ein solcher Auspuff gehört sehr wahrscheinlich einem der unzähligen Taxis oder Minibusse, die auf den Hauptachsen unterwegs sind. Beide fahren eine bestimmte (?) Linie, die aber weder auf den Fahrzeugen, geschweige denn auf irgendeiner offiziellen Karte erkennbar ist. Nun hat die Nase die Wahl, ob sie für 40 Rp. die Luft im Taxi mit 6 anderen Nasen, oder für 30 Rp. die Luft im Bus mit 17 andern Nasen teilen möchte. (Solange nicht alle 5 Plätze mit 7 Personen besetzt sind, gilt ein Taxi nicht als voll.) Ein solches Fahrzeug könnte bei den hiesigen Temperaturen durchaus mit einer Schweissanlage verwechselt werden. Um so dankbarer sind wir für die Dusche in unserem Gästehaus, ein Privileg, das wir höchstwahrscheinlich mit einem sehr kleinen Prozentsatz der Stadtmitbewohner teilen.

Wenn man einer bunten Duftmischung folgt, steigt man am besten beim grossen Markt wieder aus. Hier hat auch die Nase Probleme mit der Orientierung und kommt an Datteln und Erdnüssen, rohem und gebratenem Fleisch, Früchten und Gemüse, Gewürzen und Seife vorbei.

Als Vorgeschmack auf einen der nächsten Sinne sei hier abschliessend erwähnt, dass der Geruchsinn zuweilen von Staubkörnern als Tastsinn missbraucht wird.

3 Antworten auf „N'Djaména – immer der Nase nach“

  1. hammer die beschreibungen – wäre natürlich auch was mal ein paar pics zu den sätzen anzuschauen – ist hier was geplant?
    weiterhin viel spass und danke für die hammerbeiträge!

    1. Danke für das Kompliment. Mit den Fotos ist das noch so eine Sache… Erstens ist es verboten in der Stadt zu fotografieren und zweitens ist unsere Leitung däääääärmaaassen langsam… Aber früher oder später wird uns für beide Probleme schon eine Lösung einfallen.

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