lissa ma na`arif kalaam `arab

Ich habe jetzt ja Zeit. Was mache ich da sinnvolles? Genau, ich lerne Arabisch. Da ich mich nicht so auf das Französisch verlassen will (da dies nur die gebildeteren Leute sprechen können), habe ich mir ein „Arabe du Tchad“ Lehrmittel besorgt. Das ganze hat sehr motiviert angefangen, ich meine, es ist ja kein Problem, eine neue Sprache zu lernen. Zum Beispiel für Englisch und Spanisch, da lernt man einfach ein paar Wörtchen, die man sowieso von irgendwoher ableiten kann, und man hat bereits das Gefühl, man könne sich immerhin verständigen. Nun ja, mit germanischen und lateinischen Sprachen mag das ja ungefähr so funktionieren.

Aber dann habe ich herausgefunden, dass die Sprache die ich lernen will, die Verben „sein“ und „haben“ nicht kennt.

 

„Mein Haus ist dort.“ wird folglich zu „Mein Haus — dort.“

 

Als nächstes fand ich dann raus, dass es irgendwie auch keine Personal- und Possessivpronomen zu geben scheint. Statt dessen kleben sie die Personen mit Hilfe irgendwelchen „u’s“ und „i’s“ irgendwo an irgendwelche Wörter an (obwohl die Wörter schon „u’s“ und „i’s“ drinhaben).

 

„Mein Haus — dort“ wird folglich zu „— Haus — dort.“

 

Deshalb ist es durchaus normal, dass ein Satz, der auf Deutsch 5 Wörter hat, in Arabisch nur noch gerade zwei Wörter enthält.

 

Weitere Rätsel ergeben sich durch die Regel, wie man Nomen von der Einzahl in die Mehrzahl verwandelt. Ups, habe ich eben Regel geschrieben? Ich glaube mittlerweile, dass es keine gibt. Ich habe heute systematisch nach einer Regel gesucht, aber es scheint so, als müsste man alle Wörter in der Einzahl sowie in der Mehrzahl lernen.

Hier einige Beispiele:

beet sg. (Haus – müsste das nicht ein Bett oder immerhin ein Beet sein?)

buyuut pl. (Häuser)

 

jawaad sg. (Pferd)

kheel pl. (Pferde)

 

gardi sg. (Wächter)

gardiyiin pl. (Wächter)

 

deef sg. (Besucher)

diifan pl. (Besucher)

 

Gut, wenn ich jetzt so das Deutsche anschaue, scheint das auch nicht ganz einfach und logisch zu funktionieren…

 

Zu all diesen grammatischen Schwierigkeiten kommt noch die Schrift (mich ihrer zu widmen verschiebe ich noch ein bisschen) und die Aussprache. Ich habe immer gedacht, dass wir schweizerdeutsch Sprechenden doch ziemlich alle „krassen“ Buchstaben können (ausser dem Englischen „th“, das auch bei uns sich meist nach „s“, „d“ oder „f“ anhört). Aber auch hier habe ich mich schrecklich geirrt. Da gibt es einen Buchstaben (besser einen „Hals- und Gurgeliverrenker“) der nennt sich „ain“. Um den auszusprechen muss man den Kiefer so weit nach hinten drücken, bis man das grösstmögliche Doppelkinn erreicht und dann versuchen so weit hinten wie nur möglich „ain“ zu sagen. Richtig, es tut sogar weh, wenn man das korrekt machen will! (Im Titel des Textes hat es zwei Apostrophe. Dort müsste man jeweils das folgende “a” wie oben erklärt aussprechen.)

Ansonsten fährt man relativ gut, wenn man es mit Zürcherdialekt probiert. Zum Beispiel das Wort „tayaara“ (Flugzeug) hört sich dann schon ziemlich echt an.

 

Ich höre an dieser Stelle auf, über weitere Besonderheiten dieser Sprache zu schreiben.

 

1. Erzählt meine Schilderungen nicht als „die Wahrheit“ weiter! Ich hoffe nämlich, dass sie das nicht ist und dass sich einige meiner unlösbaren Rätsel irgendwann doch noch lösen werden.

2. Mit jeder weiteren Lektion die ich in Angriff nehme, tauchen weitere unerklärliche Sprachphänomene auf, der Text würde also gar kein natürliches Ende nehmen.

 

3 Antworten auf „lissa ma na`arif kalaam `arab“

  1. Salut! Votre blog va bien me plaire. 😉 Alors, anja, tu sais bien que pour apprendre bien une langue il faut tout d’abord acquérir la capacité de devenir un peu “Tarzan” (“Ich Jose. Ich Spanier….” hehe) Alors, pour l’arabe c’est pareil. Je suis sûr que tu vas vite l’apprendre. Bises

  2. Hi Anja, – herrliche Zusammenfassung über die Freuden Arabisch lernen 🙂
    Ich staune mit wieviel System und Logik du an die Sprache rangehst – aber dann, du bist Lehrerin und kennst dich mit Progressivpronomen und Personal-…. irgendwas aus. Ich bleibe da bereits im Deutsch auf der Strecke… hilfe!
    Insider Tip – der lokale Markt: – so häufig wie möglich, kauf ein (das können wir Frauen ja gut :))
    Fi laham? Ai? Tamam! Tibu le itneen kilo…. ai itneen. Da kam dschine? itnasher?! Aaaah, grush getiir! Ana mafi grush – u ala ma getir. Ashera dschine? kweis?
    Wenn ich einige Brocken gelernt hab, dann wirst du das ganz sicher hinkriegen :). Das gute an dieser Art Arabisch – du musst dir keine (grossen) Sorgen über die
    Satzstellung zu machen – die ist eh am besten intuitiv zu begreifen… 🙂
    Hey – wünsche euch alles Gute im Tschad. Freu mich auf eure Nachrichten auf dem Blog. Ganz liebe Grüsse Liselotte

  3. Liebe tapfere Anja,
    Hab mit aller Kraft versucht, den Doppelkinnlaut nachzuahmen… Hmmm, schwierig!
    Wir haben schampar gelacht, beim Lesen eurer, so lebhaft geschriebenen, Einträge – merci!
    Mir dänked a eu!

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