Im Prinzip

Ich bin ein richtiger Prinzipien-Mensch. Vielleicht hat es damit zu tun, dass ich nicht all zu gerne Entscheidungen treffe. Und Prinzipien ersparen Entscheidungen. Z.B.: Wenn ich aus Prinzip keine Leggins trage, muss ich mir nicht immer wieder überlegen, ob ich mir vielleicht doch eine kaufen sollte. Sondern ich kaufe aus Prinzip keine, auch wenn ich mittlerweile Leggins teilweise sogar schön finde.

Prinzipien erleichtern mir das Leben. Schön und gut. Aber wann kommt der Zeitpunkt, wo ein Prinzip nicht mehr aktuell oder passend ist? Ist es prinzipiell möglich, Prinzipien über den Haufen werfen? Es ist schliesslich (vermeintlich?) ein Teil meiner Identität und wer schneidet schon gern ein Stück von sich selber ab. Man kann sich schliesslich nur von anderen eine Scheibe abschneiden.

So bereitet es mir denn auch mittlere Bauchschmerzen, dass ich im Hinblick auf den Tschad bereits drei meiner lang gehegten Prinzipen aufgegeben habe. Ohne diese drei Prinzipen fehlt irgend etwas, also eigentlich bin ich überhaupt nicht mehr dieselbe. Oder?

Prinzip 1: Ich trage keine Flip-Flops

Stimmt nicht mehr – ich musste nämlich heute ein Paar kaufen. Meine guten Flip-Flop-Alternative-Schlärpchen gingen nämlich gestern kaputt. Da man im Tschad anscheinend hauptsächlich Flip-Flops trägt (wir sollen für das ganze Jahr 2-3 Paar Socken mitnehmen!), werde ich mich wohl anpassen.

Aber ich habe tatsächlich noch gar nie in meinem Leben Flip-Flops getragen. Okay, zugegeben. Einmal, in Italien in den Ferien, wollte ich nicht barfuss auf die Hafentoilette (das ist wahrscheinlich für alle verständlich). Da hat mir eine Freundin ihre Flip-Flops ausgeliehen und ich habe sie in meiner Not genommen. Aber ich hatte schon damals das Gefühl, dass die nicht bequem sind. Und gerade jetzt, beim Probetragen meiner ersten Flip-Flops frage ich mich:

Werde ich nun für dieses Prinzip bestraft? Muss ich so viele Jahre schmerzende Zehen aushalten, wie ich mich geweigert habe in Flip-Flops zu steigen, bzw. einzufädeln?

Prinzip 2: Ich habe kein Handy

Dieses Prinzip ist noch nicht ganz aufgegeben, aber Simi hat mich schon fast überzeugt, dass ich im Tschad ein Handy brauchen werde. Das hätten dort alle. Und da es in unserer Wohnung(?) kein Strom für Festnetzanschlüsse gäbe und auch das mit dem Internet nicht einwandfrei funktioniere, sei ein Handy wichtig, um Kontakt mit den Tschadern zu haben.

Was soll ich bloss dazu sagen??? Ausserdem habe ich mein Prinzip während meines Frankreichaufenthaltes aus ähnlichen Gründen schon einmal gebrochen.

Vielleicht formuliere ich mein Prinzip einfach um in: Ich habe kein Handy in der Schweiz.

Prinzip 3: Ich esse kein Fleisch

… und weil ich weiss, dass es mir nicht schmeckt, probiere ich es auch nicht. Da dieses Prinzip im Tschad (fast) unmöglich zu halten ist, habe ich es bereits letzte Woche gebrochen, sozusagen als Vorbereitung. Wir waren nämlich bei Eritreern (wie schreibt man das bloss??) eingeladen und es gab richtigen „African Food“. Da das Fleisch schneller auf meinem Teller war, als ich mich auf Pantomimisch verständigen konnte, habe ich es einfach gegessen. Tatsächlich.

Aber geschmeckt hat es also nicht.

Ihr seht, ich bin nicht mehr die Alte (gut, mit meinen 25 Jährchen hätte das auch noch nie jemand von mir behaupten können), aber solange ich noch keine Leggins trage, was sich in diesem Jahr bestimmt nicht ändert, bin ich immerhin noch erkennbar.

4 Antworten auf „Im Prinzip“

  1. hey mädel,
    ich war ebenfalls immer aus Prinzip gegen die Leggings, mag viel lieber die blickdichten Strumphhosen. Doch im kalten Bolivien, musst ich diese Dinger dann doch noch drunter ziehn. Aber gegen Spitzenleggings bin ich noch gannz stark..
    also, viel Spass beim umhergeflipflope…

  2. Gruss an die fleischessende, mit dem Handy telefonierende, Flip-Flop-tragende Anja :-), ;-), 🙂 und an den, über das Sprachenlernen nachdenkenden Simon.

    Spannend und erfrischend Eure Einträge zu lesen. Danke fürs Mitteilen.

  3. im prinzip keine Leggins: stimme ich dir zu
    im prinzip keine Flip-Flops: check
    im prinzip kein Handy: wär wohl besser für die Brieftasche…
    im prinzip kein Fleisch: ich bin im Prinzip eigentlich kein unvegi, aber halt aber lieber im prinzip mit fleisch ^^

    im prinzip interessiert das aber wohl auch niemanden…
    naja egal, war sehr amüsant dein Blogeintrag zu lesen. Danke!

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