12. Dezember

Überraschende Erkenntnisse zum Thema “Glücklich sein”

Wer von all den Menschen in all den verschiedenen Umständen auf der Welt, kann (oder muss?) glücklich sein? Diese Frage beschäftigt mich regelmässig. Kürzlich stiess ich auf einen Ted Talk, der mir durchaus interessante Gedanken mit auf den Weg gab (https://www.ted.com/talks/dan_gilbert_the_surprising_science_of_happiness?referrer=playlist-the_most_popular_talks_of_all&autoplay=true). Es geht um wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Glücklich sein oder Zufriedenheit. 

Hier sehr vereinfacht ein paar Punkte, die mich wirklich stutzig machten:

  • Wir stellen uns das Resultat davon, dass in der Zukunft entweder etwas Gewünschtes oder etwas Ungewünschtes eintrifft, viel unterschiedlicher vor, als es dann in Realität sein wird. D.h.: Das Ergebnis von erhofftem Erfolg (wir sehr und wie lange wir glücklich darüber sein werden) bzw. von Misserfolg (wie sehr und wie lange wir deswegen unglücklich sein werden) ist nicht so ausgeprägt wie wir es uns vorstellen.
    Kurz: Es wird entweder nicht so schlimm sein wie befürchtet oder nicht so beglückend wie erhofft, wenn wir z.B. eine Prüfung bestehen oder nicht, wir einen Job bekommen oder nicht, wir eine Krankheit haben oder nicht …
  • Es gibt in unserer Vorstellung zwei Arten von Zufriedenheit:
    1. Die natürliche Zufriedenheit: Sie wird “gefunden”, wenn wir kriegen was wir wollten.
    2. Die künstliche Zufriedenheit: Was wir machen, wenn wir nicht kriegen was wir wollten. Wenn wir uns mit den Umständen in denen wir uns befinden anfreunden und sie akzeptieren.
  • Wir tendieren dazu, die ‘natürliche Zufriedenheit’ zu bevorzugen. Doch ‘künstliche Zufriedenheit’ ist gemäss diesen Studien genau so gut und dauerhaft, wie ‘natürliche Zufriedenheit’. Ausserdem ist sie viel einfacher zu erreichen, da sie ja nicht zuerst irgendwo gefunden werden muss. Das Resultat beider Arten von Zufriedenheit ist nämlich genau dasselbe: Zufriedenheit.
  • Wir wünschen uns Wahlfreiheit. Sie ermöglicht uns, ‘natürliche Zufriedenheit’ zu erlangen. Wir glauben, dass es uns glücklich machen wird, wenn wir das wählen können, was wir am meisten mögen. Beispiele: Wir wollen einen besseren oder höheren Schulabschluss, weil wir dann aus mehr Berufen wählen können. Wir wollen eine grosse Auswahl an Joghurts (und das Geld uns das Gewünschte zu leisten) , weil wir glauben, dass wir dann zufriedener sein werden, als wenn wir in einem Laden einfach nur die eine Sorte Joghurt kaufen können, die es hat.
  • Es zeigt sich allerdings, dass es schwieriger ist, wirkliche Zufriedenheit zu finden, wenn wir stets die Wahl haben und unsere Meinung ändern können. Es ist einfacher, Zufriedenheit in den gegebenen Umständen zu erfahren. Wir werden zufriedener, wenn wir aus einer gegebenen Situation das Beste machen, als wenn wir die Wahlfreiheit haben, die Situation, die wir uns wünschen, zu erlangen.
    Allerdings ist uns das meistens nicht bewusst. 
  • Ja, gewisse Situationen sind erfreulicher (Städtereise nach Paris) als andere (Nierenstein-Operation). ABER: Unsere Vorstellung davon, wie gut das Gewünschte und wie schlimm das Befürchtete sein wird, ist in der Regel übertrieben. Daher sollten wir unser Streben nach dem Erfreulicheren und unsere Angst vor dem Befürchteten mässigen. Denn übermässiges (rücksichtsloses) Streben nach dem Gewünschten oder Vermeiden des Befürchteten (Stichwort “über Leichen gehen”) bereuen wir danach.

Ich behaupte nicht, dass diese Erkenntnisse die letzte Wahrheit sind. Bei Weitem nicht. Aber ich weiss aus eigener Erfahrung, dass mir Einkaufen im Tschad viel mehr Spass macht, als hier in der Schweiz. Und das obwohl die Auswahl hier um ein x‑faches grösser ist. 

Und Leo Tolstoi würde ganz einfach sagen:

Willst du glücklich sein im Leben, dann sei es.

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