Ende gut…

Es waren nicht unzählige Journalisten da wie in einem anderen Jahr, facebook-Livestream gab es auch nicht und der Saal war nicht bis zum Bersten voll wie letztes Jahr. Dafür war die diesjährige “Grande cérémonie” solide. Simon auf dem Podium war zwar wie immer am Schwitzen und Schwimmen, denn sogar auf dem Plan dauerte das vielseitige und dichte Programm zwei Stunden. Würden sich die Würdenträger (Generäle, Minister und Parlamentarier) bei der Stange halten lassen? Doch einige Dutzend “Rotkäppchen” und andere Souvenirs aus der Schweiz gaben der Cérémonie eine besondere Note und die spontane Ansprache des Vertreters des Kanembu-Sultan machte klar: Auch die dritte Sprachgruppe ist jetzt voll und ganz dabei beim “Concours toubou”. Der Schreibkurs-Event ist zu einer Ethnien-übergreifenden Sprachförderungs-Bewegung geworden.

Wartesaal droht zu platzen

Über 20 Tubu und Kanembu-“Promis” waren eingetroffen und wurden im “VIP-Wartesaal” bei Tee und Erdnüssen bei Laune gehalten, bis der höchste Ehrengast eintraf. Der musste eben mindestens die erste Halbzeit des Fussballspiels Tibesti gegen Bahr-al-Ghazal (zwei tschadische Regionen, in beiden werden die Sprachen des Concours gesprochen!) beehren. Als er eintraf, marschierten die edlen Damen und Herren in den Saal und nahmen in den vordersten Reihen Platz. Nach der feierlichen Einführungsrede durch ein Komitee-Mitglied, untermalt von Impressionen aus den 5 Wochen Programm am Beamer, übernahm der dynamische, einheimische Moderator. Er war offensichtlich im Element.

Ehrengäste in der vordersten Reihe

Eine knappe Stunde vor Beginn hatte der Direktor des DEZA noch gefragt, wie viele Gewinner es denn gäbe. Offenbar hat er aufgrund meiner Auskunft sein Souvenir-Lager geplündert. Er übergab mir Taschenmesser, Regenschirme, Seifen, Wasserflaschen, und etwa 50 rote Mützen mit Schweizerkreuz. Diese verliehen der Feier eine besondere Couleur, denn kurz nach Anfang erhielten die diesjährigen “Jungautoren” nicht nur ein Exemplar des Buches sondern auch so eine Mütze. Der Ehrengast, der diese übergab (er selbst auch Buchautor) setzte sie allen gleich auf – ungeachtet ihres Turbans oder Kopftuchs.

Auch wenn diese Bilder etwas amüsant anmuten, wir sind sehr stolz auf unsere Jungautoren. In nur 4 Wochen haben sie je einen oder mehrere Texte in ihrer Sprache geschrieben und “abtöggelet”, die nun in einem Buch publiziert sind. Zum ersten Mal sind nun auch Texte in Kanembu dabei. Nach 3 Jahren gründlicher Erprobung im Concours – und der intensiven Arbeit eines pensionierten Linguisten zwischen den alljährlichen Concours – hat das Kanembu-Alphabet nun eine leser- und schreiberfreundliche Form.

Zurück zur “Grande Cérémonie”. Warum wir sie als “solide” bezeichnen hat eben damit zu tun, dass die Kanembu-Sprache etabliert dabei ist. Letztes Jahr gab es ein Büchlein in Kanembu, dieses Jahr sind es fünf Büchlein. Und sie gingen weg wie warme Semmeln auf dem Büchertisch nach der Cérémonie. Auch die Kanembu-Teilnehmer, deren Verhalten letztes Jahr noch Verhalten war, betraten dieses Jahr die Bühne erhobenen Hauptes. Die Krönung war dann aber die spontane Ansprache des Vertreters des Kanembu-Sultans. Eigentlich hätte er nur den ersten Preis übergeben sollen. Doch er verlangte das Mikrofon und sagte in seiner Muttersprache: “Ich ermutige euch, dieses Alphabet weiter zu entwicklen. Möge Gott euch beistehen!”

Rechts: Sultans-Vetreter der Kanembu
Links: Sieger der Kanembuklasse mit Diplom – und edlem Schweizer Sackmesser

Nach der Preisverleihung wurden alle Sieger-Aufsätze von dem jeweiligen Klassenlehrer vorgelesen. Der Höhepunkt derer Feier war dann die Verlosung von 4 Enzyklopädien (Larousse Illustré). Zuerst unter den einzelnen Klassen und dann unter allen Teilnehmern.

Ende gut, alles gut. Fehlt nur noch das traditionelle “photo de famille” mit allen Teilnehmern. Félicitations!

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