10. Dezember

Unschöne Vergänglichkeit und Ohnmacht

Die neu auf dem Markt gekauften Sandalen haben sich nach wenigen Stunden (und unter anderem einem Sturz bei der Töfftaxifahrt durch ein knietiefes Schlammloch) wortwörtlich aufgelöst.

Eigentlich hätte ich es wissen müssen: Die lausigen Schuhe vom Markt muss man immer gleich «verstärken» lassen. Bei der nächsten Gelegenheit finde ich einen ambulanten Schuhputzer und -flicker auf meiner Strasse. Von ihm will ich die Sandalen reparieren lassen, während ich selbst in die Stadt gehe. Wir werden uns einig über den Preis – doch wo soll er die Sandalen deponieren? Ich schlage den Verkäufer vom «TanteEmma-Lädeli meines Vertrauens» vor. Als ich das Ganze dem aus dem «muslimischen Norden» stammenden Verkäufer erklärte, sagte er, dass dieser (offensichtlich aus dem «christlichen Süden» stammende) Flicker nicht gut sei, er besorge einen anderen. Doch ich bestehe darauf, ich hätte diesem schon mein Wort gegeben und den Preis verhandelt. Das muss er als «richtig» akzeptieren, wenn auch missmutig. Andrerseits wagt sich der einfache Schuhputzer nur mit viel gutem Zureden meinerseits überhaupt in den Laden des wohlhabenden Verkäufers. Ich freue mich, dass ich die beiden Ungleichen einander irgendwie auf Augenhöhe vorstellen kann. Doch wie geht es weiter, wenn ich gegangen bin? Die Ohnmacht angesichts dieser täglich gleichzeitig auseinander klaffenden und aufeinanderprallenden Welten, ist kein schönes Gefühl. 
Dankbar hole ich die Sandalen später ab. «Gute Arbeit hat er gemacht», sage ich. Der Verkäufer nickt. Immerhin ein bisschen Anerkennung. 

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