Campingferien vs. Leben im Tibesti

Wenn wir gefragt werden, wie denn das Leben auf der Oase so sei, dann vergleichen wir es oft mit Campingferien. Aber wenn man es genau nimmt, ist das Leben hier doch sehr anders.

Der zweite Teil des zusammengesetzten Worts entfällt bei genauerer Betrachtung. Das Wort Ferien nämlich suggeriert süsses Nichtstun („faire rien“ > Ferien?), und das ist nicht der Fall. Ein bisschen Bädälän und Käfälän, Städtli angucken und pöstälän, das gibt’s hier nicht. Wir arbeiten ; ) Und da zeigt sich schon ein weiterer Unterschied: in der Regel verdient man beim Campen kein Geld. Dafür ist es hier eigentlich rund ums Jahr regensicher, was man sich für echte Campingferien nur wünschen kann!

So unsicher ob es dieses Jahr regnen wird, so unsicher ist es auch, ob heute irgendwann mal die städtische Wasserversorgung dafür sorgt, dass durch die mehr oder weniger tief im Boden vergrabenen Schläuche Wasser perlen wird. Aber wenn es kommt, dann ist besser jemand zu Hause, um alle Kanister aufzufüllen. Und ob es kommt, sieht man auf den Strassen: Die weniger tief vergrabenen Schläuche lassen das wertvolle Nass nämlich einfach im Sand versickern. Das Wasser hat auch immer die Umgebungstemperatur, was auch nicht sonderlich praktisch ist. Wenn’s heiss ist, hätte man das Wasser nämlich lieber kalt, wenn’s kalt ist, hätte man’s lieber heiss. Das bedeutet: im Winter kalt duschen (ausser man sorgt vor, indem man morgens Petflaschen mit Wasser in die Sonne legt) und immer kalt abwaschen (brrrrrr…). In Campingferien hat man wahrscheinlich ab zwei Sternen immer Wasser in der gewünschten Temperatur. Allerdings kann das Jeton-Duschen nerven, wenn man mit eingeschäumten Haaren dasteht und einem bewusst wird, dass das Wasser erst wieder anstellen wird, wenn man irgendwo einen neuen Jeton aufgetrieben hat. Hier sehen wir beim Duschen mit Eimer und Becher zum Glück das Ende des Wassers kommen und können es so besser einteilen 😉

Die Waschmaschine vom Campingplatz würden wir uns manchmal auch gerne herwünschen. Es ist zwar ein Kompliment, aber doch nicht immer spassig, selber eine Maschine zu sein. Seit ein paar Monaten haben wir hier zwar auch einen Campingkühlschrank, leider fehlen aber das Bier, die Würste und der Grillkäse.

Aber das Schöne hier ist, dass wir kein Zelt aufstellen mussten, sondern unser Haus steht. Allerdings kann man beim Zelt den Reissverschluss hinter sich schliessen, und Besuch empfängt man draussen unter dem Vorzelt. Hier tragen wir jeden Abend die Matratzen, Decken und Kissen raus und am Morgen wieder rein. Doch um unter dem absolut unvorstellbar schönen Sternenhimmel mit den lääääääängsten Sternschnuppen (und nicht in einem stickigen Zelt, auf einem knisternden Plastikmätteli) einzuschlafen ist es uns das wert.

Dann gibt’s noch den Unterschied vom Untergrund. Auf einem Rasen oder im Sand zu campen ist nicht ganz dasselbe. Was geschieht z.B. mit deinem Mittagessen, wenn ein starker Windstoss kommt? Wo hättest du lieber, dass dein Baby rumkriecht? Bei welchem Untergrund muss man öfters rauskehren? Was ist einfacher ertragbar für deine elektronischen Geräte? Was gibt mehr Staub, wenn ein Kind um dich rumrennt?

Ihr seht also: Ganz wie campen ist das Leben hier doch nicht, obwohl es allerlei Ähnlichkeiten hat. Was aber beim Campingstandard an Sternen fehlt, macht der Himmel über der Sahara mehr als wett. So fühlen wir uns hier meistens sehr wohl und sind froh, einen Dauerstandplatz mit Gärtchen zu haben. Denn echte Campingferien gehen sowieso immer viel zu schnell vorbei!

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