Wenn einer eine Reise tut…

…kann er schon vorher etwas erleben.

Am Sonntag nach der Auffahrt machen wir unsere Abfahrt – oder besser gesagt unseren Abflug. Wir reisen erneut für einige Monate in den Tschad auf „unsere Oase“, Bardai. Wir planen bis Februar 2018 dort zu sein, mit einem Mini-Unterbruch im September. Organisatorisch ist eine Ausreise ein ziemlicher Aufwand, der proportional zur Familiengrösse zunimmt. Damit ihr euch das ein bisschen vorstellen könnt, hier ein paar Fragen, die uns zur Zeit beschäftigen:

 

  • Wie können die restlichen Vorräte noch zu einigermassen ausgeglichenen und gern gegessenen Menüs kombiniert werden? Und das in einer Zeit, wo wir von jeder Seite noch eingeladen werden (schönes Problem 😉 ) ?
  • Was für Kinderkleider brauchen wir für welche Jahreszeit in welcher Grösse?
  • Wie viele Zahnbürsten, Zahnpasten, Zahnseide und Zahngele brauchen wir? Und wie viel Binden, Tampons, Deo, Lippenpomade, Handcrème, Füdlicrème, Sonnencrème, Fieberblasencrème und Vanillecrème-Pulver? Wieso brauchen eigentlich die Tschader nichts von all dem??? Sollten wir uns solidarischerweise gewisse Sälbeli einfach ans Bein streichen?
  • Wie macht man Passfotos von Kleinkindern und Babies in einem Automaten, ohne dass man selber mit drauf ist, aber das Kind doch gerade, mit geschlossenem Mund und auf der richtigen Höhe (der Stuhl kann nämlich gar nicht hoch genug raufgelassen werden) in die Kamera schaut? Auf “schön driluege” kann man jedenfalls nicht auch noch achten.

  • Haben wir die Notfall-, Visa-, Steuer-, Versicherungs- und Gemeindeformulare ausgefüllt?
  • Haben wir Internet, Handyabo, Billag, Wohnung und Abos rechtzeitig gekündigt?
  • Ist der Flug gebucht? Haben wir eine Unterkunft in der Hauptstadt? Ist die Registrierung der Pässe vor Ort organisiert? Wie sieht es mit der offiziellen Erlaubnis der Regierung aus, die es uns überhaupt erst ermöglicht in den Norden zu reisen? Können wir das Geld, das wir für diesen Aufenthalt brauchen werden, in die Hauptstadt auf eine Bank überweisen? Oder sind die Banken wegen des tiefen Erdölpreises noch zu instabil um das zu wagen und wir nehmen es besser in bar mit und tauschen es dort ein? Wie viel brauchen wir überhaupt für die geplanten Monate?
  • Was haben wir jetzt schon so viele Male unbenutzt gezügelt, dass wir es vielleicht diesmal einfach entsorgen? Aber wo denn? Brockenhaus oder Werkhof?
  • Welche ausgeliehenen Gegenstände müssen wir noch wem zurückgeben? (Und noch besser, wann sollen wir denn eigentlich das noch machen?)
  • Was bringen wir für Geschenke für unsere Freunde auf der Oase mit? Für wen? Für wie viel?
  • Welche Bücher fehlen unserer Bibliothek dort? Welche Filme könnten wir mit den Bardaiern (oder eher Bardaken? Oder Bardaianer? Oder Bardainesen?) an den Samstagnachmittagen auf einer Turbanleinwand schauen?
  • Haben wir die neusten Updates für Antivirus, WhatsApp und andere Software? Weil wenn die nach drei Monaten wieder abgelaufen sind, können wir sie nicht mehr ersetzen, bis wir wieder hier sind…

 

Das ein kleiner Ausschnitt aus unseren Gedanken. Die Liste könnte mindestens noch verdoppelt werden, aber wer will sich schon mit so vielen Fragen aufs Mal auseinandersetzten… Deshalb lassen wir es bei dem und beantworten eine Frage nach der andern. „Alles noch dä Reihä, wie z’London und z’Paris“, wie meine Grossmutter so schön zu sagen pflegte.

Eine Antwort auf „Wenn einer eine Reise tut…“

  1. Ja meine Lieben,
    Ich denke mir so nach dem 10x abreisen seid ihr dann sicher Profis und es geht einfacher. Aber Gabi gibt mir gerade zu bedenken, dass dann die Kinder bereits Mitsprache haben und dies nicht unbedingt einfacher wird. Die Zeit wird es zeigen. Ich wünsche euch gute Reise und Gottes Segen.

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