24. Dezember

Issa in Bardai

Yusuf hat sich gerade mit Mariam verlobt. Er geht Gold suchen, um die Hochzeit zu finanzieren. Doch bei seiner Rückkehr erfährt er, dass Mariam schwanger ist. Mit dem Vorwand ein Brautgeschenk zu kaufen, geht er nach Libyen – hat aber im Sinn, einfach dort zu bleiben.

Unterwegs, bei einer Übernachtung in der Wüste, erscheint ihm ein Engel: Geh zurück und heirate Mariam, das Kind ist vom Geist Gottes. Was? Aber die Ansage war klar und Yusuf will Gott gehorchen. Trotzdem braucht es einiges an Mut, nun wirklich die Brautgeschenke zu kaufen und zurückzugehen. Yusuf zieht es durch. Die beiden heiraten. Für die Geburt gehen sie für eine bessere medizinische Versorgung nach Libyen. Doch wegen des anhaltenden Konflikts können sie nicht in die grosse Stadt Sebha ins Spital gehen. Die Angriffswelle eines arabischen Clans schneidet den Weg ab nach Murzuk, wo ihre Verwandten wohnen. Weil ihr alter Toyota nicht mehr zurück nach Bardai kommen würde, müssen sie schliesslich Richtung Westen in ein Tuareg-Dorf ausweichen, wo sie als Tubus definitiv nicht willkommen sind. In einem abgelegenen Schmuggler-Unterschlupf dürfen sie absteigen – allerhöchste Zeit, denn die Wehen setzen ein. Noch in derselben Nacht kommt Issa zur Welt.

Wenige Tage später hat Yusuf einen weiteren Traum, in dem er aufgefordert wird, zurück nach Bardai zu gehen. Gerade rechtzeitig, denn nur wenige Tage nach ihrer Abreise flammt der Konflikt zwischen Tubus und Tuareg wieder auf. Tagelang humpelt der alte Toyota durch die Wüste und schliesslich müssen sie ihn stehen lassen und bei einem Händler aufsteigen.

Doch dann endlich: Sie schaffen es nach Bardai. Hier wächst Issa nun auf. Wie sieht sein Alltag aus? Erst mal muss er gehen lernen. Und dann in die Schule. Macht er auch mit, wenn sich die Schüler auf dem Heimweg mit Steinen bewerfen? Weicht er aus – oder stürzt er sich bei jeder Gelegenheit vor seine Kameraden, damit er den Stein abbekommt? Und wenn sie die Messer zücken? Ist er ein Aussenseiter? Oder Klassenchef? Wie verhält er sich gegenüber den verachteten Lehrern aus dem Süden des Landes?

Wie verhält er sich gegenüber seinen Eltern? Hilft er seiner Mutter oder lässt er sich wie alle anderen Jungs bedienen? Spielt er mit den anderen jungen Männern Karten die ganze Zeit? Lässt er beim Wasser holen den Kanister überfliessen bis die Strasse unter Wasser steht? Wie entsorgt er den Abfall? Wie verhandelt Issa auf dem Markt?

Wie lange geht er in die Schule? Wann fängt er an, sein eigenes Geld verdienen? Und womit? Gold suchen? Sich beim Militär anwerben lassen? Menschen oder Drogen schmuggeln? Geht er auf Reisen nach Libyen als Gehilfe mit, der schwitzt beim Auf- und Abladen, das Auto aus Sand schieben und für alle kochen? Oder treibt er monatelang Kamelherden durch die Wüste?

Wie verhält Issa sich den traditionellen Chefs gegenüber? Stattet er dem gerade eingetroffenen Sultan einen Respektsbesuch ab? Wie steht er zu Bürgermeister, Gouverneur und Co.? Wie ist seine Beziehung zum Imam?

Wie begegnet Issa der jungen Frau, die mit ihrem Liebhaber abgehauen ist, um der arrangierten Heirat zu entgehen? Und wie dem Liebhaber? Wie begegnet er dem Teenie, der aus dem Knast entlassen worden ist, nachdem er dort sass weil er als Drogen verwendete Schmerzmedikamente verkauft hatte?

Mit seinen alternativen Ansichten und Herangehensweisen hat Jesus vor 2000 Jahren Israel in Aufruhr versetzt. Wie verhielte er sich heute in Bardai? Oder in meinem Ort?

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