Nach dem ersten Weckruf aus dem Lautsprecher vom Turm nebenan drehen wir uns nochmals um und stehen dann mit der Sonne um 6.00 Uhr auf. Während Simon jeden Tag Baguettes beim Lebensmittelhändler unseres Vertrauens holt, knetet Anja einen Brotteig, um ihm diesen Gang die nächsten Tage zu ersparen. Manchmal geht es länger, wenn gerade Tee angeboten wird, ein paar Brocken arabische Konversation sind natürlich inklusiv. Weil der Mensch nicht vom Brot allein lebt, lassen wir dem Frühstück eine Motivationslektüre folgen. Vor dem Abmarsch stellen wir den Solarofen so auf, dass er um 10.00 Uhr schön bestrahlt wird und legen den Brotteig hinein.

45 Minuten vor Schulbeginn stellen wir uns vor die Tür unserer Concession. Dank (?) der Umleitung führt eine Hauptachse direkt an dieser vorbei und wir versuchen ein Taxi zu finden, das uns an den Stadtrand fährt. Da die Umleitung nicht geteert und die Luftmittlerweile 0% Feuchtigkeit enthält, begrüssen wir die Strassenbewässerungstankfahrzeuge trotz offener Scheiben. Mit einem „Estopp“ bringen wir das Taxi zum Halten und bezahlen. Unsere Estrategien um zu Münz zu kommen, werden immer ausgeklügelter. Mit ein bisschen Esport bewegen wir uns zum nächsten Taxi-Parkplatz und fahren zur Stadt raus.
Am Stadtrand beginnt das Land. Kamel-, Rinder- und Schafherden von Nomaden begleitet, begegnen uns. Weide und Markt überschneiden sich: Wollen du und dein Freund je ein Schaf für das bald beginnende Tabaski-Fest (iid al-kabiir), so fahrt mit dem Motorrad zur nächsten vorbeiziehenden Schafherde und wählt ein Tier, dessen Fettgehalt eurem Gehalt entspricht. Vorder- und Hinterbeine müssen nun zusammengebunden werden, damit sich die beiden zwischen euch auf dem Motorrad schön ruhig verhalten. Auf geht’s zurück in die Stadt, wo die Tiere bis zum Fest lebendig gelagert werden (das englische Wort für Haus-/Zuchttier, “livestock” erhält eine ganz wörtliche Konnotation). Falls ihr kein Motorrad habt, bietet sich auch der Kofferraum eines Taxis als Transportort an.

Vor lauter guten Ratschlägen verpassen wir fast unseren „Estopp“. Von hier gehen wir den Rest zu Fuss bis zur Schule. Dem was dann geschieht, widmen wir ein ander Mal einen Artikel.

Rückweg = gewniH. Ausser dass wir noch einen Abstecher zur Post machen, um unser Postfach zu leeren. Leider wird auf der Post seit zwei Wochen gestreikt, doch der nette Angestellte vom Büro nebenan hilft uns unkompliziert weiter. Vor der Haustür kaufen wir frittierte Süsskartoffelschnitze fürs Mittagessen und nehmen drinnen angekommen das Brot aus dem Sonnenofen.
Nach dem Mittagessen gönnen wir uns eine Siesta (obligatorisch um unseren angesichts der Kultur-, Sprach-, und Temperaturanpassung gesteigerten Schlafbedarf zu decken). Schon trudeln die Anjas lernfreudige Arabischkursgenossinnen ein und Simon widmet sich den Phänomenen der Ubi-Sprache.
Um 17.00 Uhr verabschiedet sich der Arabisch-Lehrer und wir starten einen ersten Versuch, die Mails zu checken. Falls noch Energie und Tageslicht vorhanden sind, spannen wir die Slackline im Innenhof und fördern bis zum Eindunkeln um 18.00 Uhr das Gleichgewichtsgefühl von drei bis zehn Kindern.
Duschen, Abendessen, Labtop laden, zweiter Versuch die Mails zu checken, dies und das, Kleider für den nächsten Tag waschen, aufhängen und noch ein bisschen abhängen. Die Bettzeit (zwischen 21 und 22.00 Uhr!) kommt bald, denn sonst kommt der Morgen zu schnell.


Sehr schöne Bilder…
Wie passen die Kleider, Anja??? Sieht doch ganz bequem aus:)
Herzlichst, Valérie
Alles “onesize”. Vorteil: Deine Grösse ist nie ausverkauft!