Es könnte ja sein, dass du keine Zeit gehabt hast, unsere Weihnachtskarte für dich (wie vom Chef der Druckerei empfohlen) von Hand auszumalen. Aber vielleicht bist du ja im Besitz eines Farbdruckers sowie von allen dazu gehörenden Farbpatronen und hast in einem guten Moment auch Strom. Dann kannst du dir die Karte einfach ausdrucken :-)!
Falls du sie tatsächlich ausgemalt hast, würden wir uns sehr über ein Foto davon freuen. Könntest du uns eines schicken?
Vortrittsregeln (und auch alle anderen Verkehrsregeln) sind so eine Sache hier. Die einzige Regel, die es nach meiner bisherigen Er-Fahrung durchwegs zu beachten gilt, ist: «Rechne jederzeit mit allem.»
Die praktizierte Vortrittsregel im Kreisverkehr wirkt für uns verkehrt. Hier wird nämlich konsequent Rechtsvortritt angewandt: Alle dürfen (von rechts kommend) in den Kreisel reinfahren, niemand kann (da von links kommend) den Kreisel verlassen. Das Resultat ist Stau im Kreisel.
BIENVENUE A N’DJAMENA liest man, wenn man vom Flughafen her kommend in den den ersten Kreisverkehr einfahren will. Allerdings ist es mit der “Will-kommenskultur für die von weit her nicht so weit her: Gemäss N’DjamenAllgemeinwissen ist dies der einzige Kreisverkehr, bei dem man als “in-den-Kreisel-Eindringling” nicht Vortritt hat.
Aber: Per Gesetz vom 20. Oktober 2023 gilt neuerdings offiziell, dass das Fahrzeug im Kreisel Vortritt hat. Seit 18. Oktober 2024 habe ich auch mehrere diesbezügliche SMS vom Verkehrsministerium erhalten. Dies hat aber in der Praxis noch nicht zu Klarheit in den zwischenverkehrsteilnehmenden Beziehungen beigetragen. Im Gegenteil: Die Grundregel «Rechne jederzeit mit allem» gilt um so mehr. Denn jetzt können Verkehrsteilnehmende aufgrund des traditionellen Wegrechts weiterhin ungebremst in den Kreisverkehr einfahren, während andere denken Recht zu haben, wenn sie von links kommen.
Wie also kann die neue Regel auf dem sandigen, verschlaglöcherten Boden der Realität des tschadischen Verkehrs ankommen? Indem man sich sein Recht nimmt, oder indem man anderen den Vortritt lässt. Gewalt oder Liebe?
Im Rahmen eines Selbstexperiments erkunde ich diese Frage. Da wir weder Voll- noch Leerkasko-Versicherung für unser ungepanzertes Fahrzeug haben, ist ersteres («mir mein Recht nehmen») ausgeschlossen. Daher ist meine Versuchsanordnung, dass ich mir selbst Folgendes versuche anzuordnen:
Ich wende (A) das neue Gesetz insofern an, als dass ich den Fahrzeugen, die sich bereits im Kreisel befinden, den Vortritt lasse. Damit stosse ich:
zuweilen auf Unverständnis, der sich im Kreisel Befindenden, gefolgt von einem beglückten Nutzen des Vortritts,
zuweilen auf Unverständnis derjenigen hinter mir, die mit Hupen bekunden, dass mein Fahrstil zu defensiv sei
insgesamt auf überwiegend freundliche Reaktionen
Ich wende aber auch (B) das traditionelle Wegerecht an, in dem ich Fahrzeugen, die sich mit erheblicher Geschwindigkeit oder sonstigen Zeichen von Zuversicht (z.B. Gesichtsausdruck der Zufahr-Sicht) dem Kreisverkehr nähern, den Vortritt lasse. Damit stosse ich:
auf keine anderen Fahrzeuge
In dem Ganzen versuche ich, nur so weit bzw. so lange Vortritt zu gewähren, dass ich nicht zum Verkehrshindernis werde. Kurz: Ich versuche den anderen Verkehrsteilnehmenden so zu begegnen, wie ich mir wünsche, dass sie mir begegnen. Nächstenliebe. Dieser Begriff erhält bei dem sich dicht gedrängten Aneinandervorbeiwursteln sowieso eine neue, wortwörtlich naheliegende Bedeutung.
Das bringt mich ab- und den Kreis(el) schliessend zu einem kürzlich entdeckten Zitat von Napoleon, der sich zu Jesus geäussert hat, welcher sich ja auch zum Thema Nächstenliebe geäussert hat:
«Ich kenne die Menschen und ich sage euch, dass Jesus Christus kein gewöhnlicher Mensch ist. Zwischen ihm und jeder anderen Person in der Welt gibt es überhaupt keinen Vergleich. Alexander, Cäsar, Karl der Grosse und ich haben Reiche gegründet. Aber worauf beruhten die Schöpfungen unseres Genies? Auf Gewalt. Jesus Christus gründete sein Reich auf der Liebe; und zu dieser Stunde würden Millionen Menschen für ihn sterben.»
Napoleon Bonaparte. Zitiert in Frank S. Mead, The Encyclopedia of Religious Quotations, Westwood, Fleming H. Revell, Seite 56
Während ich auch heute unter gelegentlichen Stossgebeten versuche, meine Stosstangen unbeschädigt und unbeschadend durch den n’djamenäischen Verkehr zu bewegen, dürft ihr noch alles ausmalen, was auf dem Ausmalbild weiss geblieben ist.
Es wurde bereits erwähnt – aber die Kontraste hier sind auch wirklich erwähnenswert. Unter anderem die klimatischen Kontraste.
Während der viermonatigen Regenzeit ist es so feucht, dass weder das Mehl noch die Kleider, die Strassen oder sonst irgendwas trocknen bleibt. Als ich letzten Juli in der Schweiz unserer Koffer auspackte, waren die im Tschad trocken eingepackten Kleider völlig feucht. Das fanden wir aber nur halb so schlimm.
Doppelt so schlimm war entsprechend dieser Berechnung dann die Ankunft im Tschad anfangs September: Was wir nach zwei Monaten Abwesenheit während der Regenzeit antrafen, war so, dass der Schlag uns traf. Schimmel im Haus und auch sonst überall, der nicht unter Kontrolle zu bringen ist.
Schimmel zum DavonlaufenSchimmel nicht als sondern auf dem Fortbewegungsmittel
Bis zu dem Tag, wo sich der Regen kurzentschlossen für die nächsten 8 Monate verabschiedet und man innerhalb einer halben Woche aufgerissene Fersen, strohige Haare, Nasenbluten in der Nacht und eine täglich neue Staubschicht auf jeder Ablagefläche hat.
Obwohl diese starke Trockenheit auch ihre anstrengenden Seiten hat, ist sie wahrscheinlich die einzige Rettung, damit wir hier keine längerfristigen Schäden vom Schimmel davon tragen.
Malt doch heute die Kamele aus! Sie sind zwar keine Schimmel, aber dafür kann man auf ihnen reiten.
Habt ihr gewusst, dass man aus Dattelkernen Kaffee machen kann? Also natürlich nicht richtigen Kaffee, er ist ja auch nicht aus Kaffeebohnen gemacht. Aber im Geschmack hat es was von Kaffee, allerdings nicht besonders starkem, sondern eher so dünnem Filterkaffee.
Allerdings soll der Dattelkaffe für allerlei gut sein und ist deshalb schon ein anerkanntes Produkt im “Alternativen-Kaffee-Trinker-Kreis” in Europa.
Meine Freundin kommt aus einer Oase, die traditionellerweise zu einem grossen Teil von ihrer Dattelkultur lebte. Mittlerweile werden die Palmen völlig vernachlässigt und die Jugend fokussiert sich nur noch aufs Goldsuchen. Meine Freundin hingegen sieht die grosse Problematik, welche das Goldfieber mit sich bringt und möchte etwas dagegen unternehmen. Ihre Idee ist es, das alte, traditionelle Wissen wieder zu aktivieren und als Basis für den Aufbau einer nachhaltigen Zukunft zu brauchen.
Vielleicht klang das jetzt sehr banal. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto genialer finde ich ihren Ansatz. Und auch ihren Einsatz. Sie arbeitet für etwas Grösseres (nicht nur gerade sich selber), sie riskiert ihr eigenes hart erarbeitetes Geld und geht einen ehrlichen und geraden Weg. Das sind alles total untypische Eigenschaften hier und ich bin massiv stolz auf sie und versuche sie zu unterstützen, wo ich kann.
Aber ich muss sagen, die Hürden im Tschad sind unglaublich gross und vielfältig.
Zum Beispiel gibt es hier im Land abgesehen von Knister-Plastik-Säckli keine Tüten, die sich für das Verpacken von Kaffee eigenen würden. Wo soll sie jetzt ihre schlecht gedruckten und schräg geschnittenen Etiketten draufkleben? Und für ihr TEUER gedrucktes Buch, indem sie ihre ganze Recherche über Datteln zusammengefasst hat und wir zusammen auch einige Rezepte fotografiert und aufgeschrieben haben, das verkauft sich auch nicht. Weil von den wenigen Leuten die überhaupt lesen können, sich nur die allerwenigsten für Bücher interessieren. Und dann der Werbefilm, den wir gemeinsam gemacht und in verschiedene Sprachen übersetzt haben: Nachdem sie das letzte Mal ihr Handy verlor hat, war auch der Film weg. Sowie auch die Originaldateien von ihren Logos. So ist das hier.
Ich wünsche meiner Freundin trotz den vielen Hindernissen und Niederlagen den Mut dran zu bleiben. Das wünsch ich auch dir und mir.
Don’t dig up in doubt, what you planted in faith (Grabe nicht im Zweifel aus, was du im Glauben gepflanzt hast)
Damit unser Arbeitsalltag irgendwie funktioniert, habe ich eine Frau, die zwei Mal in der Woche auf dem Markt einkauft und für uns kocht. Sie ist wirklich sehr nett, und kann bestimmt auch gut traditionelle, tschadische Gerichte kochen. Aber da wir mittags jeweils ziemlich erledigt sind, brauchen wir was zu essen, das alle richtig mögen. So habe ich an Pizza gedacht. Seit einigen Monaten macht sie uns also einmal pro Woche Pizza. Das Interessante ist, dass die Pizza immer mal wieder komplett anders rauskommt, wie man es erwarten würde. So kommen die Kinder jeweils freudig nach Hause und schauen in den Backofen um nachzusehen, wie die Pizza wohl heute aussieht.
Wir hatten schon Pizza mit sehr dickem Teig. Also wirklich sehr dick. Aber auch sehr dünnem Teig. Pizza ohne Käse und auch mal ohne Tomatensauce. Zwei Mal schon waren die beiden Pizzen, die sie jeweils macht, aufeinander geklebt. Wie es scheint, war meine Anleitung nicht ganz einfach verständlich.
Einmal war das Backreinpapier oben auf der Pizza drauf anstatt drunter und einmal klebten die Kuchengitter auf der Pizza. Als ich fragte weshalb, dass sie das so gemacht habe, wusste sie es auch nicht so richtig.
Naja. Mittlerweile weiss sie langsam, was wir uns unter Pizza vorstellen. “Wie im Restaurant”, sagen die Kinder dann. Der Variantenreichtum nimmt ab. Irgendwie schade. Aber ich bin doch froh, wenn ich nachher nicht den eingebrannten Käse von den Kuchengittern schrubben muss…
Heute darfst du das traditionelle Haus auf derWeihnachtskarte ausmalen. Im Gedenken daran, dass es uns manchmal komisch zu Mute ist, unserer Haushaltshilfe Rezepte «zuzumuten», die sie zu Hause nie machen würde. Kartoffeln, zum Beispiel, gehören ja in der Schweiz zu den günstigen Lebensmitteln. Hier sind sie relativ teuer. Dennoch bitten wir sie ab und zu, uns zu ein ganzes Kilo zu kaufen und Pommes als eigentliche Mahlzeit zu machen. Das kann sie sehr gut. Aber für Tschader kommen Pommes nur bei Festessen als eines von vielen Schälchen mit Beilage vor. Oder es hat eine Kartoffel in der ganzen Sauce, von der alle mit der Hand ein Stückchen abgreifen.
Zu unserer grossen Freude sind erneut 4 Frauen aus Gouro angereist für die Lehrerinnen-Ausbildung, um dann auf ihrer Oase in der Muttersprache zu unterrichten. Die Reise ist ungefähr 1000km durch die Wüste, also nicht gerade eine schöne Autobahnstrecke. So kam die letzte Dame dann mit zwei Wochen Verspätung an – ein bisschen ungünstig – denn sie hatte am meisten Mühe damit, in ihrer Muttersprache zu lesen.
Einer unserer Ausbildner übte tagelang mit ihr – ganz nach tschado-französischer Art – alle möglichen Buchstabenkombinationen zu lesen und zu schreiben. Eigentlich sollte das nicht so schwierig sein, da sie fast alle Buchstaben vom Französischen her kennen sollte und in ihrer Sprache alles phonetisch geschrieben wird – ganz genau so wie es auch ausgesprochen wird.
Diese Frau hat die Oberstufe abgeschlossen und auch eine zweijährige staatliche Lehrerausbildung hinter sich. In den letzten Jahren hat sie 5. und 6. Klasse auf Französisch unterrichtet. Gute Vorbildung und Arbeitserfahrung, würde man meinen.
Aber:
Leider kann sie kaum eine Frage auf Französisch beantworten.
Sie tat sich schwer mit den Buchstaben. So waren die Grundtechniken Lesen und Schreiben (im Interesse der Kinder auch gerne leserlich) eine grosse Herausforderung.
Rechnen: Könnt ihr euch vorstellen, dass Erwachsene Lehrpersonen hier 30 – 10 = ? an der Wandtafel schriftlich ausrechnen müssen? Oder dass es eigentlich nicht möglich ist, 67 + 8 = ? im Kopf zu rechnen?
Auch die Zeit lesen, Meter und Zentimeter, sowie Dinge halbieren oder vierteln musste im Rahmen unserer Lehrerinnenausbildung definitiv erst noch gelernt werden.
Dass es Gross- und Kleinbuchstaben und Regeln zu ihrer Anwendung gibt, dass es Linien gibt wo man die reinschreiben könnte und überhaupt wie die alle so geschrieben werden würden, war ebenfalls Inhalt unserer Lektionen. Und ja. Am Schluss eines Satzes braucht es einen Punkt.
Und dann fast das schwierigste von allem: Wenn ich als Lehrperson einen Auftrag gebe, dann sollten sie sich tatsächlich bewegen, einen Stift zur Hand nehmen und das Geforderte ins Heft reinschreiben. Und es ist sogar möglich, dass die gewünschte Antwort nicht von der Tafel abgeschrieben werden kann, sondern selber überlegt werden muss. Das alles ist keine Selbstverständlichkeit.
Kurz gesagt, aus unserer Sicht eine reine Katastrophe. Niemand hat während der Schulzeit je gecheckt, um was es eigentlich geht. Aber ist jahrelang in der Schule gesessen. (Und unterrichtet heute selber Kinder.)
Um diesen ziemlich sinnlosen Kreislauf zu unterbrechen, fördern wir Unterricht in der Muttersprache.Comprendre pour apprendre (“verstehen um zu lernen”) heisst unser Slogan. Also alles was die Lehrperson sagt, wird hoffentlich von den Kindern verstanden. das mit dem Verstehen ist schon mal geregelt wenn man in der Muttersprache unterrichtet. Aber damit es etwas zu lernen gibt, muss die Lehrperson auch etwas wissen, das sie dann vermitteln kann.
Wir haben neun Wochen lang hart gearbeitet, oft war es eher entmutigend. Allerdings war es sehr schön zu sehen, wie unglaublich viel besser die beiden Damen waren, die bereits letztes Jahr ausgebildet worden sind und ein Schuljahr lang unterrichtet haben. Der Unterschied zu den Neuankömmlingen war unglaublich gross und gibt definitiv Hoffnung, dass muttersprachlicher Unterricht nicht nur für die Kinder sondern auch für die Lehrpersonen eine massive Veränderung darstellt. Sie werden in diesem Jahr die 2. Klasse unterrichten. (Und die Buchstaben, welche sie letztes Jahr falsch eingeführt haben, hoffentlich noch richtig weitergeben ;-).
Nach 9 Wochen Ausbildung, sind sie wieder abgereist um Ende November das Schuljahr auf der Oase zu starten. Hat das, was wir ihnen weitergeben konnten, gereicht? Wir werden es erst in einem halben Jahr sehen, wenn wir erneut die Situation evaluieren werden. Hoffnung besteht, doch einfach ist es nicht!
Der Chef unserer Partnerorganisation, die die Schulen auf der Das Gouro am laufen hält, ermutigte die Damen bei der Diplomübergabe mit den folgenden Worten:
” Ihr spielt eine historisches Rolle. Ihr seid die ersten, die im Norden des Tschad in der Muttersprache unterrichten! “
Malt heute den Vogel in der Palme aus. Er wurde von einem Tschader gezeichnet um eine Geschichte zu illustrieren.
Alle 6 Jahre gönnen wir uns einen Ausflug in den Zakouma Nationalpark ;-).
Ich glaube, hier im Tschad befindet sich einer der allerschönsten Nationalparks. Leider ist er für Touristen sehr schwer zugänglich. Zum einen liegt das daran, dass er im Tschad liegt, wo man in vielerlei Hinsicht nie so richtig sanft landet. Zum anderen liegt es daran, dass er einfach sehr weit von der Hauptstadt entfernt. Wir haben die Hinfahrt in einem Schnurz (für Nicht-Eidgenossen: Ein Schnurz ist nicht ein Transportmittel, sondern bedeutet “an einem Stück”) gemacht, das bedeutete morgens um 04:00 loszufahren, um nach stundenlangem Geholper praktisch ohne Pause abends um 20:00 komplett gerädert und belämmert mitten im Park anzukommen. Auf dem Rückweg haben wir dann eine Übernachtung eingeplant, so hat uns die Reise dann zwei Tage gekostet.
Der Weg ist zwar anstrengend, aber genauso interessant.
So haben wir mehrfach in einem Blechhütten-Restaurant gefrühstückt, wir haben farbenprächtige Märkte gesehen, sind hinter einer langen Ross-und-Wagen Kolonne hinterhergetuckert, haben mehrfach nach dem Weg gefragt und unterschiedlichste Antworten gekriegt, haben an vielen Tankstellen Diesel gesucht und schlussendlich einzelne gefüllte Petflaschen kaufen müssen, haben Strassen befahren wo es mehr Schlaglöcher als Teer hatte, haben versucht die Richtung des Pfeils auf dem Strassenschild richtig zu erkennen, einen Reifen gewechselt, ein Meer von saisonalen Strohhütten von Nomaden gesehen, allerlei Menschen und Tiere überholt oder gekreuzt. Und immer wieder mal habe ich mich gefragt, ob diese Strassenszenen sich wirklich in der Realität abspielen oder ob das alles einfach ein Film sei.
Die Packkunst sieht immer sehr eindrücklich aus und will einfach fotografiert werden. Aber es führt auch immer wieder zu Unfällen und ist mit grossen Risiken verbunden. (Also nicht das Fotografieren. Es sei denn dass die Person am Steuer fotografiert.)Auch wenn es noch eine erkennbare geteerte Strasse hat, kann sie nicht schnell befahren werden…Der Kontrast vom Leben dieser Menschen und meiner täglichen Arbeit am Computer könnte fast nicht grösser sein.Diese Menschen haben ihren Tag auf dem Wochenmarkt verbracht und sind jetzt auf dem Nachhauseweg. Überholen nur über das holprige, abgeerntete Hirsefeld möglich. Unser Lieblings-Reise-Frühstück: Süsser Tee und frittierte Teigbällchen – Leider wird oft gerade auf der andern Seite des Wellblechs das Tier fürs Mittagessen geschlachtet…
Und dann der Park. Eigentlich gibt es gar keine Worte für diese unglaubliche Schönheit und Vielfalt dieser Tier- und Pflanzenwelt. Da mittendrin zu sein, das machte mich einfach nur dankbar und irgendwie auch demütig. Es ist, wie wenn die Perspektive wieder ein wenig zurechtgerückt wurde. Es geht nicht nur um mich. Das Ganze ist viel grösser und weiter. Und das ist richtig gut so.
Wer würde nicht auch mal gerne eine von diesen flauschigen Antilopen ein bisschen kuscheln?Wahrscheinlich das schönste Tier, das es gibt!KronenkranicheDiese Löwin haben wir lange gesucht!Diese mussten wir nicht suchen. Völlig vollgefressen hat keine von ihnen einen Wank gemacht.Ja, er strahlt definitiv eine natürliche Autorität aus.Diese Beine.Er hat im Camp übernachtet. Am Morgen vor dem Frühstück wunderte sich meine Mutter darüber, dass sie diesen Felsbrocken zum ersten Mal bemerke heute. Da stand der Felsbrocken plötzlich auf und machte mal einen mehrminütigen “Brunz”, bis er dann gemütlich das Camp verliess. Rollier d’Abysinie – so heisst dieser schöne Vogel.
Malt heute die Giraffe aus, Giraffen sind das Wahrzeichen des Nationalparks des Tschad.
Das erste Jahr, in dem unsere Kinder in der internationalen französischen Schule waren, kam es überraschend: In zwei Wochen wird in der Schule Carnaval gefeiert, mit Verkleidung und allem. Phuu. Woher sollen wir denn hier ein Kostüm auftreiben? Mit dem haben wir nun echt nicht gerechnet. Und leider können (und wollen) wir auch nicht noch schnell nach Frankreich fliegen, oder von dort was bestellen, wie das andere machen in so einem Fall. Aber trotzdem merkte ich, dass es unseren Kindern sehr wichtig war, auch eine gute Verkleidung zu haben.
Und dann geschah das Unglaubliche! Eine Mutter von der Schule fragte mich, ob ich Kostüme hätte oder ob ich was von ihr ausleihen wolle. Bei ihr angekommen war ich platt: Sie hat selbst fünf Kinder zum einkleiden, aber trotzdem war da noch allerlei übrig: Noam bekam das Dinokostüm seiner Träume, mit blinkenden Lichtern im Schwanz und Leanna durfte sich aus fünf Kleidern das schönste Prinzessinnenkleid auswählen. Wow. Danke! Mit dem habe ich echt nicht gerechnet!
Junia hatte auf einem Ausflug schöne Federn gefunden. Kurzerhand entschied sie, sich damit einen Federschmuck zu basteln und was sonst noch dazu passt zusammenzusuchen. (Sie hat meinen Vorschlag, sich als Karotte zu verkleiden, nämlich nie so wirklich gut gefunden…)
Und ich dachte einfach: Ach wie gut doch Gott für unsere Kinder schaut!
Malt doch heute passend zu diesen bunten Vögeln den bunten Vogel namens Senegalrackeaus.
Wie man das Wort “Gepäckträger” wohl auf französisch schreibt? Hm. Da ist man sich am internationalen Flughafen von N’Djaména auch nicht so ganz einig.
BAGAGISTE?BAGADJISTE? (Man beachte auch die Nummer dieses (Tr)Agenten)BAGASISTE?
Manchmal muss sich das Gepäck selbst festhalten. Malt heute die Affenmama mit ihrem Kleinen aus.
Folgend zwei kleine Geschichten, die aus meinen “Danke”-Diskussionen entstanden sind:
1. Nach einigen Monaten Zusammenarbeit sagte mir eine Frau einmal: “Ich habe von dir gelernt “Danke” zu sagen (sie brauchen dann einfach das arabische Wort dafür). Und ich haben gemerkt, dass das irgendwie richtig gut ist.”
Während ich mittlerweile das “Danke” gar nicht mehr erwarte, hat sie angefangen es zu benutzen, weil es ihr gefällt 😉
2. Nachdem ich über mehrere Wochen nächtelang hunderte von Seiten formatiert habe und endlich alles zum ersten Mal gedruckt war, hab ich das voller Freude unserem Verantwortlichen für die Schulen gezeigt. Er nahm ein Buch zur Hand, schaute es sich kurz an und zeigte dann auf einen kleinen Schreibfehler irgendwo.
In diesem Moment platzte mir der Kragen und ich tat etwas, das man eigentlich nicht tun sollte. Ich habe offen und direkt einem älteren Mann gesagt, was ich denke. Ich sagte: “Seit Wochen arbeite ich für diese Lehrmittel, für deine Schulen. Es war sehr viel Arbeit, nicht nur zu Bürozeiten. Heute konnten wir sie endlich drucken und ich bin erleichtert, dass diese schwierige Aufgabe endlich geschafft ist. Und wenn jetzt jemand kommt und von dieser ganzen grossen Arbeit nur diesen einen kleinen Fehler erwähnt, dann ist das schwierig für mich. Ich würde mir einen Dank oder eine Ermutigung wünschen, damit ich die nächsten Aufgaben wieder mit Freude anpacken kann.” In der Tat, das war sehr untschadisch von mir, meine Bedürfnisse so klar und direkt zu äussern.
Der gute Mann redete sich dann ein bisschen raus und wir haben es dabei belassen.
Ungefähr zwei Monate später, bei der Abschlusssitzung des Komitees für den Concours, hat er am Schluss das Wort ergriffen und sich vor allen Anwesenden überdeutlich bei mir für meinen Einsatz und die grosse Arbeit bedankt.
Ein Jahr nach meinem “Anfall” sind nun auch die Schulbücher fürs zweite Jahr fertig gestellt. An der Diplomfeier für unsere Lehrerinnen hat er dem Übersetzungshelfer und mir vor grossem Publikum eine in Gold gerahmte Dankesurkunde überreicht und uns wirklich geehrt. Das hatte ich nicht beabsichtigt mit meinem kleinen Anfall. Solche Ehrungen vor anderen Leuten sind mir doch peinlich. Aber ich finde es sehr schön zu sehen, wie er nun versucht seine Dankbarkeit auf eine Art auszudrücken, die ich auch verstehen kann. Wir gehen uns entgegen. Ich versuche die Dankbarkeit zu erkennen, wo sie für mich versteckt ausgedrückt wird und sie versuchen mich zu verstehen und geben sich Mühe sich so auszudrücken, dass es bei mir auch ankommt. Stark, oder?
Wie drückt man in dieser Kultur Dank aus? Ich erhalten ein Dankesurkunde als Teil meiner Studien in “Dankeskunde”
In den Sprachen Tudaga, Dazaga und Kanembu gibt es kein Wort für “Danke”. Das beschäftigt mich schon länger, denn die Sprache bestimmt ja zu einem grossen Teil auch, wie wir die Welt sehen. Heisst das, dass sie auch keine Dankbarkeit empfinden? Oder vielleicht drücken sie Dankbarkeit einfach auf eine andere Art aus? Wenn ja, dann ist es oft auf eine Art, die ich überhaupt nicht verstehe.
“Seisch no Danke, gell!” Das wird in unserer Kultur schon bei Kleinkindern kultiviert. Alles andere gilt als “unanständig”. Bei den Tubus wird das nicht einmal von Erwachsenen erwartet. Wie kommt das? Und wohin führt das?
Bis jetzt habe ich noch keine klaren Antworten gefunden, aber in vielen Gesprächen mehr darüber erfahren. Hier einfach ein paar Erkenntnisse:
Für die Tubus ist es ein Zeichen von Schwäche, “Danke” zu sagen. Denn damit drückt man aus, dass man vorher bedürftig war. Und als bedürftig zu gelten ist das Letzte, was ein Tubu will. Dafür isst man auch schon mal zuhause einen guten Happen, bevor man an ein Hochzeitsessen geht. So kann man dann locker nach ein paar Anstands-Bissen aufstehen und damit den Eindruck hinterlassen, dass man die angebotenen Kalorien nun wirklich nicht nötig hat.
Wieviele Gäste sind an der Hochzeit? Ein Festessen
Warum soll der Gast sich bedanken, wenn ihm ein Tee serviert wird? Das ist die selbstverständliche Pflicht des Gastgebers. Und für Pflichterfüllung ist nun wirklich keine Dankbarkeit nötig.
Wenn man wirklich “dankbar” ist, weil man etwas nicht Selbstverständliches bekommt, dann spricht man anstelle von einem “Danke” eher einen Segen über diese Person aus. Sowas wie: “Gott möge dich segnen” oder so ähnlich.
Eine Formulierung von Dankbarkeit ist Wuše wuše (“Wusche wusche” ausgesprochen). Das sagt man zu einer jüngeren Person, wenn sie etwas gut gemacht hat oder man jemanden ermutigen will, im Stil von “Weiter so!”
Eine andere Formulierung haben wir gelernt als verbalen Ausdruck von Dankbarkeit zu verstehen: “Jetzt hab ich dir Mühe gemacht”. Nicht das “Danke”, das wir uns aus unserer Prägung gewohnt sind, aber es tut gut, das als “Danke” aufzufassen.
Interessant ist ja, dass es etwas mit mir macht, wenn sich jemand nicht bedankt, wenn ich was für ihn gemacht oder gekauft habe. Aber hier kann ich dieses “Danke” nicht erwarten, sondern es wird auf eine andere Art ausgedrückt, die ich irgendwie schlecht verstehe. Es dauerte lange, bis mir das so klar wurde. Aber ich lerne immer wieder viel dazu.
Malt doch heute den Lastwagen aus. Denn dieser ist auf jeden Fall tankbar.
Von dieser singenden Düne hatten wir schon so viel gehört, nur ihren Gesang noch nicht. Letzten April, als wir in Gouro waren, war es dann soweit. Unser Freund Ahmat, der diese Düne in einem Gedicht besungen hatte, war unser Führer auf der Reise nach Gouro. Und mit Genugtuung kündigte er am morgen nach unserer Ankunft an, dass er uns nun zu dieser sagenhaften Düne führen werde.
Wir fuhren an den Fuss der Düne, um den Rest dann hochzuklettern. Das war ganz schön anstrengend, etwa wie auf einer Schneetour im Tiefschnee. Nur die Temperaturen waren etwas höher. Oben angekommen genossen wir den fantastischen Ausblick, bevor wir anschliessend mit aller Kraft versuchten die Düne zum Singen zu bringen.
Ich glaube, die Düne hat schon lange nicht mehr gesungen und die Kröte im Hals musste zuerst besiegt werden. Ahmat und die beiden anderen Männer aus Gouro waren aber fest entschlossen, sie für uns zum Singen zu bringen. Sie fingen an, auf dem Sand herumzutrampeln, rannten eine Strecke hinab, hüpften an Ort und Stelle. Dann begannen wir alle, schwere Steine hinunterzurollen. Plötzlich fing sie an zu vibrieren und es klang wie ein Flugzeug, das sich aus der Ferne annäherte, wieder ging und wieder kam und wieder ging. Mit der Zeit klang es fast wie ein Didjeridoo. Ein faszinierender Moment.
Ein bisschen hatte ich auch Schiss, dass wir durch diese Vibration eine Sandlawine auslösen würden. Oder ein Sandbrett? Glücklicherweise ist das nicht der Fall.
Auf jeden Fall blieb zum Schluss noch der Spass, die Düne wieder runter zu rutschen und auch noch die letzte Körperritze mit Sand zu füllen.
Auf den letzten hundert Metern wurde der Sand so heiss, dass ich dachte, dass wir alle mit Verbrennungen an den Füssen enden würden. Ahmat musste Leanna retten, die ihre Schuhe verloren hatte und weinend die Düne hinunterstolperte. Schlimmer als ein Sonnenbrand war es dann allerdings doch nicht.
Alles in Allem war der Ausflug zur singenden Düne echt toll (obwohl ich die Bezeichnung “Brummende Düne” eigentlich besser finden würde).
Eines Morgens in unseren “Ein-bisschen-aus-der-Stadt-raus-Ferien” wurde ich so geweckt: “Mami, Mami, Mami, es Hippopotami!” (Die Regenzeit hat den Fluss so hoch anschwellen lassen, dass ich dieses Foto ohne Zoom aus dem Garten des Gästehauses machen konnte)Immer eine Freude, wenn man eines entdeckt.Am Markttag in einem Dorf gibt es immer einen Eselparkplatz. Voilà!Hoffentlich hat dieses Schaf keine Höhenangst!Lieber auf dem Dach als auf der Hutablage…Waaaaaarum?
Malt heute doch den Skorpion aus. Leider haben wir kein Foto gemacht, als wir ihn auf der 14. Stufe einer gefliesten Treppe gefunden haben… Wie er da wohl hingekommen ist?
Hier in der Hauptstadt sind wir in der Sahelzone. Das heisst, eigentlich regnet es ungefähr 8 Monate im Jahr nicht. Es ist plump gesagt “furztrocken”, alles ist staubig, der Erdboden hart und alles was gedeihen sollte, muss regelmässig gegossen werden. In den anderen vier Monaten hingegen, regnet es oft und vor allem sehr stark. So dass sich das Quartier in einen Sumpf aus Abfall und Matsch verwandelt, ein Mückenparadies entsteht und die Kleider vor lauter Feuchtigkeit nicht mehr trocknen. Und wenn der Schimmel mal da ist, ist er nicht mehr wegzukriegen und stellenweise kommst du ohne 4×4 Antrieb auch im Zentrum der Hauptstadt nicht überall hin, wo du gerne möchtest.
Aber dieses Jahr ist es ein bisschen anders. Es hat sehr viel geregnet, wie noch an vielen Orten auf der Welt. Der Boden ist gesättigt, der Grundwasserspiegel hoch und der Fluss weit höher als vor zwei Jahren, wo bereits der Jahrhunderthöchststand war.
Hier in der Stadt hat es vor 7 Wochen das letzte Mal geregnet und wir befinden uns bereits seit längerem in der furztrockenen Phase, wo wir uns langsam mal wieder über einen Regen freuen würden (was aber erst im nächsten Juni der Fall sein wird). Jedoch klagte unser Wächter immer wieder darüber, dass sein Haus am Stadtrand langsam überschwemmt werde. Hier bei uns ist das schwer vorstellbar
Letzte Woche haben wir ihn besucht und gesehen, was er meint.
Tatsächlich ist sein Haus noch eines der wenigen im Quartier, das (knapp) bewohnt werden kann. Es seht wie auf einer Insel, mittlerweile muss man sogar durchs Wasser waten, um da hin zu kommen. Allerdings steht das Haus unter dem Wasserspiegel, geschützt wird es durch einen kleinen Wall, den er mit seinen Jungs täglich ein bisschen erhöht. Seit einem Monat und 24 Tagen.
Heute werden die Füsse nass, wenn man zu seinem Haus laufen möchteSeine ToiletteSein HausSein Innenhofe. Rechts die Veranda und links der HühnerstallEbenfalls sein Innenhof. Sein Trinkwasser steht in den Tonkrügen im Wasser…
Der Sonnenuntergang, dieses Haus, das Wasser rundherum – so ein unglaublicher Moment. Die Kombination von purer Schönheit und gleichzeitiger Misere, alles in einer komplett friedlichen Atmosphäre liess mich vor allem grosse Dankbarkeit empfinden.
Und einmal mehr denke ich darüber nach, dass der Tschad einfach ein Land der krassen Kontraste ist, wo auch immer man hinschaut. Irgendwie muss man damit klarkommen. Aber in diesem Moment fiel es leicht. Die Kontraste waren auf wundervolle Weise vereint.
Malt doch heute den Eisvogel aus, sein Lebensraum ist in diesen Tagen ziemlich gross.
PS: Mittlerweile geht das Wasser zurück, und er konnte tatsächlich die ganze Zeit in seinem Haus bleiben!
🚙 Wir fühlen uns sehr geehrt, dass es ein eigenes Emoji gibt für unser Auto hier. Denn dieses Thema ist sehr emojional für uns.
🪫 Oft steige ich mit mehr Spannung ins Auto als die Batterie hat. Manchmal muss ich nicht einmal einsteigen. Denn ich höre schon beim Aufschliessen, dass das einzige Schloss, das noch an die Zentralverriegelung angeschlossen ist, nicht mehr aufschliesst. Das einzig aufschlussreiche daran: Ich weiss jetzt, dass die Batterie leer ist.
🥵 Wenn das am Morgen geschieht, dann habe ich etwa 3 Minuten Zeit um beim Notstromaggregat1 die Batterie auszubauen, ans Auto anzuschliessen und zu starten. Wenn das nicht klappt rennen die Kinder und ich raus und versuchen ein Taxi zu erwischen, damit sie noch rechtzeitig in die Schule kommen.
Mittlerweile habe ich die Autobatterie schon 3 Mal gewechselt. Jedes Mal wurde mir natürlich eine noch bessere verkauft.
💡 Zum Teil bin ich auch selbst schuld. Denn allzu oft vergesse ich, das Licht auszuschalten. Dagegen habe ich jetzt aber eine effektive Lösung gefunden: Batterie abhängen. Jeden Abend und manchmal auch tagsüber. Denn unterdessen steht fest, dass die Batterie irgendwie ein Leck hat. Dafür habe ich sogar einen Begriff gelernt: Kriechstrom. Wohin sich der Strom verkriecht ist eine spannende Frage, watt? Voltet ihr auch gern wissen. Aber für meine Kinder gesprochen: Es liegt nicht nur Ampère, dass das Auto manchmal nicht anspringt.
Leider piepst es bei mir nicht mehr
💦🤡Nachdem jemand einmal unser Auto auch innen mit dem Schlauch gewaschen hat, hat es allerlei Faxen gemacht: Die Zentralverriegelung knirschte spastisch vor sich hin und es ging nur noch der Pannenblinker. Zuerst war der Rat: Alles ausbauen und trocknen.
Autoteppich rausnehmen. Denn sonst trocknet es nie.
Hilft nichts? Boardcomputer ausbauen. Da dieser halbvoll mit Wasser war, schien das eine mögliche Ursache für das merkwürdige Verhalten zu sein. Auskippen und trocknen lassen half nichts. So spezifische Ersatzteile für Nissan gibt’s hier nicht. Also hat mein findiger Mechaniker einfach einen von Toyota eingebaut. Geht gut. Aber gibt keinen Warnton mehr, wenn ich das Licht vergesse.
Diese “Black box” von Nissan gibt’s hier nicht. Aber es gibt immer eine Lösung, wenn man sich von den gewohnten Lösungen löst. Der “Bordcomputer”. von Toyota ist etwa sechsmal kleiner
💨 Es gäbe noch vieles zu berichten. Denn das Auto stellt auch oft unterwegs ab, wenn man vom Gas geht. Im Kreisel zum Beispiel. Oder einmal stand Anja im Stau und der Motor hatte einmal mehr von allein abgestellt. Aber diesmal wollte er nicht mehr anspringen. Stattdessen drang Rauch von unter der Haube hervor. Gott sei Dank kam ein befreundeter Taxifahrer des Weges und half ihr, das Auto an den Strassenrand zu schieben.
😬Unterdessen waren auch mein technisch versierter Kollege, der uns das Auto leiht, und ich zur Stelle. Der Öltank hatte genug Platz für eine ziemlich volle 5-Literkanne. Ob ich manchmal den Ölstand kontrolliere, fragte er mich. Äh… Ich gelobe Besserung.
Wie oben bereits beschrieben, haben wir auch viel Hilfe erhalten für unser Auto. Ca. zwei Dutzend verschiedene Menschen haben netterweise schon beim Überbrücken geholfen. Und eine Menge mehr haben uns schon angeschoben. Einmal sogar die Polizei, die uns aus dem Verkehr gezogen hatte um uns für eine erfundene Missetat zu büssen. Doch schliesslich (dank Hilfe unseres lokalen Freundes) haben sie selbst uns anschieben müssen.
Nur abschleppen musste uns noch nie jemand. Auch nicht abschieben.
Ein Motorrad kann vielleicht nicht ein Auto abschleppen. Aber abschieben geht.
Heute dürft ihr die Esel ausmalen. Sie sind auch ein Verkehrsmittel. In Kreiseln trifft man sie selten, viel eher aber bei Zelten.
Bzw. angesichts des häufigen Stromausfalls passt eher «Alltagsgenerator». ↩︎
Auf den Zitronenbäumen leben Raupen, die man ziemlich einfach in einem grossen Behälter halten kann. Sie verpuppen sich und schlüpfen als wunderschöne Schmetterlinge aus! Aber habt ihr gewusst, dass die Raupe sich im Innern des Kokon zuerst langsam in ihre Einzelteile auflöst, bevor sie sich zu einem komplett neuen Tier, dem Schmetterling, zusammensetzt? (siehe z.B. https://www.srf.ch/kids/wissen-von-der-raupe-zum-schmetterling) Faszinierend!
Diese Raupe hat sich auf einem unserer Flipflops verpuppt
Malt heute doch den Schmetterling auf der Weihnachtskarte aus!
Zur Abschlussfeier eines Dazaga-Kurses für Kinder brachten wir einen kleinen Büchertisch mit. Wir hatten die verrückte Hoffnung, dass vielleicht ein paar Eltern für ihre Kinder ein Buch kaufen würden. Dies war allerdings nicht der Fall.
Aber wir waren einigermassen überrascht, als die Kinder anfingen, in all den (frisch gedruckten) Bücher herumzublättern. Kinder hier haben sehr selten bis gar nie ein Buch in der Hand. Entsprechend haben sie auch nicht unbedingt ein Bewusstsein für sorgfältiges Umblättern der Seiten. Und es half auch nicht, dass jeweils drei bis fünf Kinder “gemeinsam” blätterten.
Um noch ein paar Bücher zu retten, hat Simon angefangen die Kinder eine Geschichte in ihrer Sprache lesen zu lassen. Hätte er dieses Experiment mit französischen Büchern gemacht, wäre das Verhalten verhaltener gewesen. Kaum ein Kind würde freiwillig versuchen, eine noch nie auswendig gelernte Buchseite1 zu lesen. Da kann man sich blamieren. Doch hier, wo es darum ging, ein illustriertes Buch in der eigenen Sprache zu lesen, gab es ein regelrechtes Gerangel darum, wer als erster lesen durfte. Und das Ganze machte den Kindern erst noch Spass. Die Erwachsenen, welche das sahen, waren ziemlich beeindruckt.
Malt doch heute unseren Simi auf der Weihnachtskarte aus.
Landläufig, haben wir feststellen müssen, können Kinder hier nur Texte lesen, die sie schon mal in der Schule hatten. Wenn sie die Seite erkennen, dann können sie den betreffenden Text auswendig rezitieren. Wenn sie das können, sind sie (und ihre Eltern!) überzogen, dass sie lesen können. ↩︎
Schon in der Schweiz jedes Mal eine Herausforderung. Oder nicht? Gibt es Eltern mit mehr als einem Kind, die Kindergeburtstage mögen? Ich auf jeden Fall nicht.
Und trotzdem will ich es gut machen, weil ich weiss, wie viel es für meine Kinder bedeutet.
Nun, wie macht man denn einen Kindergeburtstag in einem Land, wo es im April 45 Grad draussen und 39 Grad im Haus drin ist? (Aber der Geburtstag nun mal im April ist?) Wo meine Kinder Präsidentennichten aus der Schule einladen wollen. Aber auch Nachbarskinder die weder eine Badehose besitzen noch wissen wann ihr eigener Geburtstag ist. Was soll es zum Essen geben, wenn es mir zuwider ist, so eine teure, übersüsste Zuckertorte aus der Bäckerei zu kaufen?
Genau. So werden diese Anlässe zu Stressfaktoren für mich und die perfekte Lösung haben wir noch nicht gefunden. Aber schon einiges Gelernt:
1. Ein Geburtstagsfest kann NUR an einem Nachmittag stattfinden. Wir haben es auf Samstagmorgen gelegt, in der Hoffnung, dass es noch nicht zu heiss wäre (und dass es dann auch mal wieder vorbei wäre). Das erste Kind kam mit 1,5 Stunden Verspätung. Das letzte Kind kam, als das erste wieder abgeholt wurde. Lerne: Gewohnte Zeiten können nicht geändert werden, das bring sehr viel Durcheinander 🙂
2. Wenn sich von 7 eingeladenen Kindern nur eines anmeldet, heisst das nicht, dass nur eines kommt. 🙂
3. Geschenke aufmachen in der Runde ist irgendwie nicht angebracht. Einige wollen, dass das Geschenk in ihrer Gegenwart geöffnet wird, andere wollen das auf keinen Fall. Lösung: Die, die es wünschen, gehen mit dem Geburtstagskind heimlich das das Geschenk aufmachen.
4. Diejenigen Kinder, die schon in der Schule unsere Kindern fragen, ob es auch eine gekaufte Torte gäbe, langen beim Gemüsedip richtig gut zu.
5. Die einfachsten “Hosesack-Spiili” machen die Kinder voll glücklich!
6. November ist der perfekte Geburtstagsfest-Monat hier im Tschad. Nicht zu heiss und nicht nass. Perfekt für ein Fest im Freien.
Die Regenzeit war noch nicht einmal fertig, da fingen die Bauarbeiten an der Strasse an, an der das Zentrum liegt. Bis zur nächsten Regenzeit soll es hier eine befestigte Strasse geben. Oder um es frei nach Lucky Luke zu sagen: Ist die Strasse geteert, muss das Auto nicht so gut gefedert sein.
Doch wie der Weg der Besserung manchmal lange und beschwerlich ist, ist dies auch bei der Besserung des Wegs der Fall. Zur Illustration ein paar Bilder und Videos, wie hier bäumig gearbeitet wird.
Unser Arbeitsweg vor dem StrassenbauprojektKahlschlagWer braucht schon eine Motorsäge, wenn er einen Bagger zur Hand hat?Abwasserkanal wird verlegtAuch bei uns vor der Eingangstür……wird gegrabenÜbergangslösung für den Übergang ist dem Anstösser überlassen, auch wenn dieser dies anstössig findet
Angesichts all dieser Panorama-Bilder dürft ihr heute den Hintergrund der Weihnachtskarte ausmalen.
Die Landschaft hier ist komplett flach. Und zwar weit herum. Weil etwas Weitsicht gut tut, fährt man auch mal fünf holprige Stunden. Denn dann tauchen plötzlich, wie aus dem nichts, ein paar Felsformationen auf. Man fragt sich, wie sie hierher gekommen sind. Einer von diesen Felsen sieht aus wie ein Elefant. Darum nennen ihn unsere amerikanischen Kollegen “elephant rock”. Und wir auch.
Also heisst es heute: Elefantenfelsen ausmalen. Viel Spass!
Da es den Rahmen eines einzelnen Beitrags sprengt, hier ein paar Eindrücke vom Ort der Ausdrucke: Die staatliche Lehrmitteldruckerei.
Das ist sie also. Hier steht eine echte HEIDELBERG!Lauter schöne Maschinen. Leider sind Verbrauchsmaterial und Ersatzteile schwer zu erhalten und ab einer gewissen Komplikationsstufe müssen Techniker eingeflogen werden
All diese Maschinen hat die Türkei gesponsert. Aber mit Maschinen ist es nicht gemacht, wie unsere Erfahrung uns lehrt:
Für die Deckblätter der Lehrerhandbücher hat es gerade nicht mehr genug Farbe. Darum haben wir die farbige Fläche drastisch reduziert. So sollten die Farbtoner reichen. Nun hält sie nur noch eine technische Panne davon ab, die Deckblätter zu drucken. Sobald der Zuständige von seinem mehrtätigen Seminar zurückkommt, wird er sich darum kümmern. Wir hoffen, dass dann auch die blauen Streifen verschwinden, die das farbige Deckblatt des einzigen bereits erhaltenen Buchs zieren.
Zuversichtlich stimmt uns, dass im Video unten ein wahrscheinlich türkischer Techniker zu erkennen ist. Entwicklungszusammenarbeit erfordert, dass man zusammen arbeitet. Wir hoffen, dass er längerfristig vor Ort ist.
Also doch. Wir haben es geschafft, ein ganzes Jahr verstreichen zu lassen ohne einen Blogeintrag. Dafür hat sich nun für den diesjährigen Tschadventskalender einiges angesammelt. Also…
Eigentlich finden wir es schön, eine Weihnachtskarte zu verschicken. Aber das ist mit Druck allerlei Art verbunden. Drücken auf den Startknopf des Druckers, in der Hoffnung, dass dieser Strom hat, der Toner noch reicht – und das in allen Farben. Dazu kann auch das Wetter drücken und der Drucker überhitzen. Und da ist auch der Zeitdruck, wenn die letzte Gelegenheit naht, ein Päckli für in die Schweiz mitzugeben, in dem dann die fertig adressierte Couverts wären.
Von solchen und anderen Drücken haben wir in letzter Zeit einiges selbst erlebt oder die staatliche Lehrmitteldruckerei, die uns unterstützt, indem sie netterweise unsere Lehrbücher druckt, hat es uns mitteilen müssen. Sie haben eigentlich bereits fast alles gedruckt…
Aus Verlegenheit im Eigenverlag: alle 7 Dazaga-Lehrerhandbücher und die drei für französisch als Fremdsprache
… ausser die Übungshefte, wir den Lehrerinnen schon vor drei Wochen auf den Weg geben wollten. Nun sind die Damen auf der Oase Gouro angekommen und haben angefangen zu unterrichten. Leider ohne Übungsheft. Und wir rufen der Druckerei regelmässig an. Ganz ohne Druck.
… und ausser die Handbücher für die Lehrpersonen. Die haben wir in einem Akt der Verzweiflung selbst gedruckt am Vorabend der Diplomfeier, damit wenigstens diese zeitgleich mit den Lehrerinnen auf der Oase Gouro ankommen. Nicht ohne dabei unseren Drucker zu überhitzen.
Nein, “refroidissement” bedeutet hier nicht “Erkältung”
Darum schicken wir euch eine Weihnachtskarte ganz ohne Druck. Wenigstens unserseits. Wir hoffen, dass ihr die PNG-Bilddatei herunterladen und irgendwo in einem Kopierladen um die Ecke in A4-Grösse ausdrucken lassen könnt, ohne dass euer USB-Stick voller Viren von diesem Ausflug zurückkommt. Und dann dürft ihr sie selber ausmalen.
Haltet also die Farbstifte bereit! Ab morgen verraten wir euch jeden Tag welche Fläche ihr ausmalen dürft.
Wir wünschen euch einen farben- und auch sonst frohen Advent!
Simanjunoanna
PS: Die Idee mit dem selber Ausmalen ist nicht zuletzt auch inspiriert vom Generaldirektor der Druckerei: «Wenn wir die Übungsbücher in Schwarzweiss drucken, dann können wir es auf der grossen Maschine machen. Da lohnt es sich dann auch, gleich 1000 Exemplare zu drucken statt nur 200. Und dann könnt ihr ja für die wenigen farbigen Stellen ein paar Leute anstellen, die diese mit Farbstift ausmalen.»