12. Dezember

Zitate aus dem Schulalltag mit der 3./4. Klasse, im wehmütigen Gedenken an Anjas liebe Klasse…

–  „Was ist die Einzahl von ‚die Zapfen’?“ – „Der Zapf.“

–  Entdeckt beim Aufsatzkorrigieren: ‚Bahnferker’, zu lesen als ‚Bahnverkehr’.

–  Zwei Schüler beim Kubb spielen: A: Stell die Figur bitte auf!“ B: „Warte, ich muss nur schnell das Gras fällen.“

–  Sorgen teilen in der Klassenstunde: „Ich konnte nicht gut einschlafen. Ich habe die ganze Zeit gehadert.“

–  Schüler: „Wie alt sind Sie eigentlich?“ – „24“ – „das ist aber noch jung!“ Anderer Schüler: „Ja, deshalb heisst sie ja auch Neuhaus.“

11. Dezember

Weil heute wieder Sonntag ist:

Wer zu ihm kommen möchte, muss glauben, dass Gott existiert, und dass er die, die ihn aufrichtig suchen, belohnt.

Die Bibel, Hebräer 11.6

PS: Auflösung des Geräusch-Rätsels folgt heute Abend, sofern Internet vorhanden ist.

 

Auflösung des Rätsels vom 7. Dezember

A: Jungen, die Pediküre für Männer anbieten, gehen immer schereklappernd in den Strassen umher, um auf sich und ihre Dienste aufmerksam zu machen.

B: Es sind entweder kämpfende Katzen oder Tauben, deren Lärm durch das Wellblechdach so verstärkt werden, dass man meint, das können eigentlich nur Solarpanelräuber sein.

C: Grosse Säcke, die als Rieseneiswürfel geliefert werden, müssen mit einer Eisenstange zu “Crushed Ice” verarbeitet werden, um dem Teig beigemischt werden zu können. Über diese Geräusch haben wir selbst, vor allem nachts wenn wir davon geweckt wurden, gerätselt, bis Simi das Grübeln nicht mehr aushielt und auf Nachfrage prompt eingeladen wurde, dem nächtlichen Teigen beizuwohnen.

Und die Gewinner sind:

Ah, es ist einfach zu schwierig! Und dann noch der Einfluss der uns umgebenden “kollektiven” Kultur (on est ensemble!), sowie die grosse Freude an der zahlreichen Teilnahme. Wir können einfach nicht anders, als euch allen eine einzigartige, wirklich sehenswerte, individuell schiefgeschnittene, neugekauftvergilbte Postkarte zu senden.

Gratulatioooon! Ihr habt es euch redlich verdient.

10. Dezember

Posttraumatische Verstörung

Wo soll ich bloss beginnen…? Die Post hier funktioniert nicht ganz so wie unsere geliebte Schweizer Post, aber wie funktioniert sie denn? Dem wollten wir letzte Woche auf die Spur gehen. Bis jetzt haben wir herausgefunden, dass angekündigte Pakete oder Briefe noch nie bis zu uns gefunden haben, aber Unangekündigte uns schon öfters überrascht haben. Wie es in der Gegenrichtung ausschaut, das wissen wir bis jetzt noch nicht. Deshalb haben wir in aller Eile einige Briefe und Pakete fertig gestellt, damit sie natürlich noch vor Weihnachten die Wüste überqueren. Letzte Woche, am Mittwochnachmittag, machten wir uns auf die Reise zur Hauptpost an der „Nasara-Strasse“ (mit den Geschäften, die hauptsächlich Weisse interessieren). Eines von drei kleinen Postbüros in der Millionenstadt, befindet sich zwar ganz in unserer Nähe, aber die bisherigen Besuche dort konnten unser Vertrauen noch nicht ganz gewinnen. Weil uns diese Pakete doch wichtig sind, machten wir die ca. 40min. Reise zur besagten Hauptpost. Leider hatte diese aber bereits geschlossen, als wir um 15.00 Uhr dort ankamen.

Donnerstag war „Tag der Demokratie“, ein Feiertag, und am folgenden Tag wie üblich „journée courte“ wegen des Freitagsgebets (am Freitag Nachmittag). Ebenfalls keine Möglichkeit für uns, da wir am Morgen arbeiteten. So war der Samstag unser nächstmöglicher Termin um unsere Post auf die Reise zu schicken.

Am Samstagmorgen, erneut auf dem Weg zur Hauptpost, kamen wir noch an unserer kleinen Quartierspost vorbei, wo die Türen weit offen standen. So nutzten wir die Gelegenheit um schnell zu fragen, ob es vielleicht was in unserem Postfach habe. Allerdings war weit und breit niemand in der Post anwesend, nicht einmal schlafend hinter dem Schalter, wo wir die gute Frau das letzte Mal wecken mussten. Um lange zu warten hatten wir keine Zeit, wollten wir doch früh an der Hauptpost sein. Punkt 9.00 Uhr standen wir vor einem kleinen Schalter in der riesigen Halle, wo man seine Fracht loswerden sollte. Leider war niemand hinter dem Schalter, obwohl die Post schon seit einer Stunde offen war. Nachdem wir langsam mal alle Pakete und Briefe schön ausgelegt hatten, kam ein Herr auf uns zu und sagte, er werde die betreffende Dame anrufen. Nach dem Telefonat versicherte er uns, dass sie gleich kommen werde. So setzten wir uns hin. Nach einer halben Stunde holte sich Simi mal einen Gahwa (Kaffee), um sich die Wartezeit zu versüssen. Wir begannen uns bereits zu fragen, ob dieser Herr uns vielleicht in seiner indirekten Kommunikation mitteilen wollte, dass heute niemand arbeite. Aber da kam erneut ein Herr auf uns zu und versicherte, sie komme bald, sie wohne eben ein bisschen weit weg. Es scheint in dieser Stadt also genau eine einzige Frau zu geben, die ein Paket oder einen Brief frankieren und versenden darf. Weder ihre Arbeitskollegen vom Gebäude nebenan, wo man Brief abholen kann, noch ihre Arbeitskollegen vom anderen Gebäude nebenan, wo man Pakete abholen kann, könnten kurz ihre Arbeit übernehmen. (Die vom Paketgebäude arbeiten am Samstag sowieso nicht, obwohl sie es laut Öffnungszeiten tun.)

Punkt 10.00 Uhr ist die gute Frau dann doch eingetroffen und hat ohne weitere Umstände ihre Arbeit aufgenommen. Sie begann eines um das andere zu wägen, bis sie beim grössten Paket angelangt war, das nun wirklich zu gross war, um auf der Briefwaage gewogen zu werden. Sie könne das aber nicht absenden, ohne dass sie wisse, wie schwer es sei. Ob ich es nicht wisse. Nein, ich hätte leider keine Waage zu Hause.  Also gut, dann muss das Paket im anderen Gebäude bei den Paketen gewogen werden. Ich wandere also erneut ins andere Gebäude und wäge mein ca. 1,8kg Paket auf einer riesigen 200kg Waage. Mit dieser Angabe berechnete sie nun einen für mich schwer durchschaubaren Gesamtbetrag von 55’000 CFA (110 sFr.). Das sei aber sehr teuer, meinte ich, da ich meinen Ohren und Augen kaum traute. Als sie meine Entrüstung sah, schien sie Mitleid zu haben. Ja, das sei wirklich sehr teuer. Sie versuche noch einmal zu rechnen. So kam es zu einem neuen Betrag von 45’000 CFA. Ich fand das immer noch sehr teuer. So errechnete sie den dritten und letzten Betrag von 42’000 CFA (84 sFr.) und meinte, sie wisse dass es teuer ist, aber sie habe wirklich alles nur mögliche abgezogen und ich wolle halt auch wirklich unglaublich viele Dinge versenden. Dafür gehe die Fracht noch heute aufs Flugzeug.

Dieses Erlebnis war leicht verstörend und hinterliess in mir folgende Fragen:

–       Was ist, wenn diese gute Frau eines Tages einen Unfall hat? Kann dann niemand mehr in ganz N’Djaména Pakete oder Briefe frankieren?

–       Warum kann die Schweizer Post eigentlich wissen, dass ein A-Post Brief seinen Empfänger am nächsten  und ein B-Post Brief am übernächsten Tag erreicht?

–       Hat der Umstand, dass so viele Tschader Nomaden sind, Auswirkungen auf die Relevanz der Post?

9. Dezember

Wenn das Gehirn so einfach wäre, daß wir es verstehen könnten,
wären wir zu dumm, um es zu begreifen.

Jostein Gaarder

 

PS: Wäre jemand froh um unseren alten Suzuki Swift? Er ist einfach zum Brauchen bis wir wieder heimkommen, falls 🙂 Bitte schnell melden!

8. Dezember

Unsere kleine Farm

Die Leute unter euch, die uns besser kennen, werden folgende Zeilen kaum glauben können. Wir selbst können es manchmal kaum fassen.

Wir haben eine Katze!

Wollen tun wir sie eigentlich nicht, aber haben tun wir sie definitiv. Sie heisst Hubi, (mit englischem Akzent ausgesprochen) und ist ca. 4 Wochen alt. Ihre Mutter hat sie verlassen, dummerweise in unserem Innenhof. Da lag der kleine Fratz am 1. Dezember 2011, schreiend und sich verwirrt im Kreise drehend. Was sollten wir bloss tun? Unsere anfängliche Hoffnung, dass die Mutter ihn uns nur kurz ausgeliehen hat, löste sich nach der ersten durchmiauten Nacht in Luft auf. Na gut. Ein bisschen Milch könnten wir ihm ja hinstellen. Leider kann er auf diese Art noch nicht trinken und den Plastiksack mit Löchlein in der Ecke findet er widerlich. Was machen wir bloss? Langsam nervt das herzzerreissende Gemiaue wirklich.

Unser Nachbar schlägt vor, es zu töten. Wir wollen ihm noch eine letzte Chance geben, wir kennen nämlich jemanden der eine Katze mit Jungen hat. Vielleicht adoptiert sie es ja? So nehmen wir das schreiende Kätzchen in einem Kartönchen mit und machen uns auf den Weg, auf dem wir nach viermaligem Erklären der Situation und angepinkelt werden im Taxi, das Kätzchen seiner Steifmutter ausliefern. Nach einer zweistündigen Versuchsphase bittet uns dann aber die Katzenbesitzerin, das Kleine wieder mitzunehmen, gibt uns aber noch eine Spritze mit, mit der wir weitere Fütterversuche unternehmen können. Langsam aber sicher erschöpft, verhielt sich das Kätzchen glücklicherweise ruhig auf dem Nachhauseweg.

Zu Hause angekommen, machten wir uns an die undankbare Aufgabe, ein Kätzchen zum Trinken zu zwingen…

Ob man so ein Kätzchen wirklich durchfüttern will, muss man sich doch gut überlegen. Wir beide wollten nie eine Katze besitzen, und wenn überhaupt, dann sicher einer Schöne (und das ist unser Hubi leider nicht besonders J).  Aber wenn wir ihn füttern, dann wird er wahrscheinlich bei uns bleiben. Müssen wir dann Katzenfutter kaufen? In einem Land, in dem Kinder an Unterernährung sterben? Wir, die wir aus einem Land stammen, in dem Kinder abgetrieben werden? Wer bringt ihm denn das Jagen bei? Müssen wir auch in der Nacht aufstehen, um ihn zu füttern? Aber können wir ihn denn einfach sterben lassen? Oder sind wir hier mit dem Auftrag konfrontiert, die Schöpfung zu pflegen und zu erhalten? Und wenn schon nicht durchfüttern, dann nicht einfach verhungern lassen, da müsste ihn schon jemand töten. Wer ist denn der „jemand“?  Und was machen wir denn mit einer toten Katze? Also das ist beinahe so kompliziert wie Fragen zum Thema Familienplanung!

Als er dann am Samstagmorgen immer noch lebte, sogar ein bisschen was trank und soweit zu Kräften gekommen zu sein schien, dass er sich in Simons blaue FlipFlops verliebte, ist die Entscheidung irgendwie von selbst gefallen.

So haben sich Simi und ich dank Hubi wieder mit der Tierwelt angefreundet und als mir meine Mutter am Telefon sagte: „Also wennd en scho füätterisch, mueschem au s’Büüchli massiärä. Das ghört däzue!“, führte ich den Auftrag ohne Widerrede aus.

Heute (5.12.11) morgen sah Simi Hubis Mutter ihn wegtragen und wir atmeten auf. Sie hat ihn nun doch als säugenswürdiges Kind anerkannt. Doch gegen Abend lag der unbeholfene Knäuel wieder in unserem Innenhof. All die Hoffnung für d’Chatz. So haben wir definitiv beschlossen, ihn zu adoptieren.

Ach ja. Der Titel heisst ja „Unsere kleine Farm“. Es wäre ja keine Farm, mit einem einzigen kleinen Kätzchen. Wir haben auch eine Kröte.

 

 

Heute, am 8. Dezember 11 mussten wir den kleinen Fratz leider einschläfern. Wir haben es nicht geschafft, ihm am Leben zu erhalten. Mich hat das einige Tränen gekostet, obwohl ich ihn ja eigentlich nicht wollte, habe ich ihn doch lieb gewonnen. Und es stimmt, er war ein schönes Kätzchen.

7. Dezember

N’Djamenas mysteriöse Geräusche

A: Es klingt wie das Glöggli des Krischtchindlis, ist aber an allen Tagen in allen Strassen zu hören. Was ist das?

B: Es klingt mehrmals nächtlich, als würde jemand über das Dach einbrechen oder versuchen das mit Drähten befestigte Solarpanel zu klauen. Was ist das?

C: Dieses Geräusch kommt nachts aus der benachbarten Bäckerei, doch es klingt als wäre jemand mit Hammer und Amboss am Werk. Was ist das?

Antworten werden als Kommentare entgegengenommen. Wer mehr als die Hälfte der Fragen richtig beantwortet, erhält Überraschungspost von der tschapdate-Redaktion. Sollte wider Erwarten niemand diese Hürde überwinden, geht die Post in Richtung des Kommentators mit den amüsantesten Lösungsvorschlägen ab. Einkommentiereschluss ist der kommende Samstag, 10. Dezember. Und los geht es:

Jetzt!